HUDDLE Nr. 06 vom 11.02.2010

Triumph der ewigen Verlierer

New Orleans Saints ein typischer Super-Bowl-Sieger für die heutige NFL

Mit dem 31:17-Erfolg der New Orleans Saints im Super Bowl XLIV gegen die Indianapolis Colts ging das erste Jahrzehnt dieses Jahrhunderts und das vierte der Existenz der NFL in ihrer heutigen Struktur zu Ende, und weil Medien, Fans und Fachleute gleichermaßen dazu neigen, eine zu Ende gegangene Dekade historisch einzuordnen, wird man auch jetzt wieder auf Themen, Teams und Spieler schauen, die prägend für die Jahre 2000 bis 2009 waren. Darüber, wer das bestimmende Team des Jahrzehnts war, wird man nicht lange diskutieren müssen (New England Patriots), darüber, wer der herausragende Spieler war, wohl auch nicht (deren QB Tom Brady). Das übergreifende Thema ist aber nicht der - wenn auch beeindruckende - Erfolg eines Teams, sondern dass sich die von der NFL gewollte »Parity«, die Ausgeglichenheit, die einer möglichst großen Zahl von Teams die gleichen Erfolgschancen gibt, immer deutlicher niederschlägt. In den Finals der letzten zehn Jahre tummelten sich reihenweise Franchises, die noch nie etwas oder jahrzehntelang nichts mehr erreicht hatten.

 

Nicht nur Partystimmung

Drohgebärden zwischenn Spielern und Liga auch in der Super-Bowl-Woche

Ist der Ausfall der NFL-Saison 2011 dast schon unvermeidlich? Wenn es nach den Aussagen und Ereignissen beim Super Bowl XLIV geht, so ist dies eine nicht unwahrscheinliche Möglichkeit. Weit entfernt von einer Einigung scheinen Team-Eigner und Spielervertreter zu sein, und jede Seite hat gute Argumente, welche Fakten die andere doch bitteschön berücksichtigen sollte. Dennoch: Dass sich beide Seiten aufgrund dieser Uneinigkeit aus einem Acht-Milliarden-Dollar-Geschäft auch nur für eine Saison zurückziehen könnten, ist realistisch betrachtet ja genauso unwahrscheinlich. Zu viel würde durch eine Streiksaison für beide Seiten verloren gehen, so dass man annehmen darf, dass das Säbelrasseln dieser Woche in Miami nur der Auftakt zur finalen Verhandlungsrunde gewesen sein könnte.

 

Mardi Gras in Miami

New Orleans Saints zum ersten Mal in der Clubgeschichte NFL-Meister

Viereinhalb Jahre nach dem verheerenden Hurrikan Katrina, der nicht nur den Club, sondern seine ganze Heimatstadt und deren Umgebung an den Rand des Ruins getrieben hat, haben die New Orleans Saints erstmals in ihrer Teamgeschichte den Super Bowl gewonnen. In Miami besiegten sie den Favoriten Indianapolis Colts mit 31:17, nachdem die Colts vor allem in der ersten Hälfte und statistisch in beinahe allen Kategorien über weite Strecken das Kommando zu haben schienen. So war die Partie wesentlich enger, als es das Endergebnis ausdrückt. Die Saints profitierten von der mutigen Entscheidung ihres Head Coaches Sean Payton, zu Beginn der zweiten Hälfte mit einem Onside Kick zu verblüffen; die Colts scheiterten, weil Quarterback-Superstar Peyton Manning kurz vor Schluss mit einer Interception für den einzigen Ballverlust der Partie sorgte. Insgesamt lieferten sich beide Teams einen spannenden Schlagabtausch, der die Zuschauer im Sun Life Stadion in Miami begeisterte.

 

Jerry Rice und Emmitt Smith in der Hall of Fame

Insgesamt sieben Neuzugänge für Canton

Gleich sieben neue Gesichter darf die Pro Football Hall of Fame in Canton in diesem Jahr in ihren Reihen begrüßen. RB Emmitt Smith, WR Jerry Rice, LB Rickey Jackson, OG Russ Grimm und DE John Randle zogen von den Kandidaten der »modernen Ära« in Canton ein - und auch beide »Senior Candidates« (mehr als 25 Jahre im Ruhestand) schafften den Sprung nach Canton.

 

Das Wechselkarussell dreht sich

Aber ungewollte Fluktuation kann auch verhindert werden

Es ist ein Schauspiel, welches sich jedes Jahr wiederholt. Alle Footballteams rekrutieren vor der neuen Saison ihren neuen Kader. Zum einen werden die ehemaligen Junioren des Nachwuchsteams in den Herrenkader eingebaut und dort hoffentlich erfolgreich integriert. Andererseits sprechen Coaches und Scouts aktive Spieler von anderen Clubs an, um diese für ihren Verein zu begeistern und sie zu motivieren, den Club der Vorsaison zu verlassen. So mancher Athlet ist zudem selbst aktiv auf der Suche nach einem neuen Team, da er sich vielleicht unterfordert fühlt beziehungsweise in einer höheren Liga sein Glück versuchen möchte. Im Fall von zum Beispiel Gerrit Keferstein, der jüngst als absoluter Leistungsträger der Gamecocks aus Bonn zu den Braunschweig Lions wechselte, mag dann auch ein zweiter Faktor zutreffen. Der exzellente Ruf Braunschweigs als Universitätsstandort hatte den Rheinländer dazu verleitet, in die Löwenstadt zu ziehen und sich dann logischerweise dem Tross des Rekordmeisters anzuschließen.

 

Exodus der Stars

Zahlreiche Top-Teams werden personell kräftig dezimiert

Im College Football werden die Kader wegen der maximal vier Jahre Spielberechtigung bekanntermaßen in kürzerer Zeit und massiver umgekrempelt, als das in der NFL selbst in Zeiten von Free Agency der Fall ist. Wer gute Nachwuchsarbeit leistet, der kann den Verlust wichtiger Spieler unbeschadet überstehen und dennoch konstant auf hohem Niveau spielen. Manchmal ist der personelle Aderlass aber einfach zu groß. USC, eines der Top-Teams der letzten zehn Jahre, machte diese Erfahrung in der letzten Saison, schrumpfte vom Endspielkandidaten zu einem durchschnittlichen Top-25-Team. Blickt man auf die Abgänge nach der Saison 2009, die regulären wie die vorzeitigen, dann sind gleich fünf Teams, die die Saison unter den ersten zehn der Top 25 beendet hatten, in der Gefahr, dass es ihnen in der Saison 2010 genauso ergehen könnte wie USC, darunter auch der letztjährige Endspiel-Teilnehmer Texas.

 

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