HUDDLE Nr. 26 vom 28.06.2007

Sea Devils holen ersten Titel

Hamburg setzt sich in einem offenen Schlagabtausch
gegen den Lärm und die Galaxy durch

Von wegen »Defense wins Championships«. Mit einer eindrucksvollen Angriffsleistung bewiesen die Hamburg Sea Devils und die Frankfurt Galaxy, dass ein Erfolg in einem Endspiel auch anders zu erreichen ist. Beide Mannschaften zeigten vor 48.125 Zuschauern streckenweise begeisternden Angriffs-Football, welcher mit einem 37:28-Erfolg, Punkterekord für einen World Bowl, für die Sea Devils endete. Es ist der erste Titel für die Hamburger, die erst seit drei Jahren in der NFL Europa dabei sind. Mit ihrem Auftreten haben beide Mannschaften der Saison 2007 nicht nur ein würdiges Endspiel geschenkt, sondern auch ein Signal in Richtung des großen Bruders NFL geschickt, dass die NFL Europa durchaus ihre Daseinsberechtigung hat. Denn das Endspiel wurde schließlich auch durch eine scheinbar nicht enden wollende Diskussion über die Zukunft der NFL Europa überschattet.

 

NFL Europa vor dem Aus?

Trotz Zuschauerrekord ist man in New York unzufrieden

Das mögliche Ende der NFL Europa hing schon die ganzen vergangenen Wochen wie das Damoklesschwert über den Köpfen von Fans, Spielern und Offiziellen. Immer wieder kamen aus den USA besorgniserregende Meldungen von den großen Medien im Sportgeschäft. Egal ob CBS Sportsline, ESPN News oder Sports Illustrated, alle berichteten von den Überlegungen der Offiziellen der NFL, die europäische Tochterliga unter Umständen einzustampfen. Im Rahmen der Pressekonferenz zum World Bowl, musste auch NFL Europa Managing Director Uwe Bergheim Farbe bekennen.

 

Wachablösung verschoben

Panther können Scorpions nur mit Mühe auf Distanz halten

»Alles wie gehabt«, mag sich mancher gedacht haben, als er das Ergebnis des Juniors Bowls XXVI las. Denn wieder einmal hatten die Düsseldorf Panther die Oberhand behalten – zum sechsten Mal in Folge. Die Stuttgart Scorpions hatten mit 26:47 das Nachsehen gehabt – zum vierten Mal in der Vereinsgeschichte. Doch das nackte Ergebnis täuscht über den wahren Spielverlauf weg. Denn die Stuttgarter waren den Panthern ein ebenbürtiger Gegner, hätten durchaus ihre Chancen gehabt, im Hockeypark zu Mönchengladbach für eine Sensation zu sorgen. Trotz des teilweise heftigen Regens kamen offiziell über 1.900 Zuschauer in den Mönchengladbacher Hockeypark und sahen eine gelungene Veranstaltung. Sowohl Zuschauer als auch die Offiziellen sprachen den Veranstaltern großes Lob aus.

 

Schwerer Unfall

LB LaVar Arrington, zurzeit ohne NFL-Vertrag, zog sich in der letzten Woche bei einem Unfall schwere Verletzungen zu. Der 29-Jährige hatte auf einer Highway-Zufahrt in der Nähe von Washington die Kontrolle über sein Motorrad verloren und sich bei Unfall mehrere Knochenbrüche zugezogen. Zu den näheren Umständen des Unfalls gab es zunächst keine Informationen, nur die, dass Arrington zum Zeitpunkt des Unfalls nicht alkoholisiert war. Arrington hatte in der letzten Saison in Diensten der New York Giants gestanden, aber für diese nur sechs Spiele bestritten, weil er sich im Oktober 2006 einen Achillessehnenriss zugezogen hatte. Zuvor hatte der 2000 als zweiter Spieler gedraftete Verteidiger für die Washington Redskins gespielt und war dort zu einem der besten Linebacker der NFL avanciert. In den Jahren 2001 bis 2003 wurde er dreimal in Folge für das Pro-Bowl-Team der NFC nominiert. Ab 2004 begann Arringtons Stern in Washington zu sinken. Wegen einer Knieverletzung bestritt er 2004 nur vier Spiele. Eine weitere Knieoperation und Vertragsstreitigkeiten mit der Team-Führung im Frühjahr 2005 verschlechterten seine Situation bei den Redskins weiter. Im Verlauf der Saison 2005 spielte Arrington dann nicht mehr die Rolle in der Mannschaft wie vor der Verletzung von 2004.

 

Gut bezahlter Spezialist

Die Carolina Panthers verlängerten vorzeitig den Vertrag von Jason Baker, einem der zuletzt besten Punter der NFL, um fünf Jahre. Bakers Vertrag wäre nach der Saison 2007 abgelaufen. Der 29-Jährige kassiert in den zusätzlichen fünf Jahren (2008 bis 2012) rund 8,5 Millionen Dollar, einschließlich eines Signing Bonus von 2,2 Millionen, und ist damit einer der bestbezahlten Punt-Spezialisten der NFL. In der letzten Saison hatten seine 98 Befreiungsschläge eine durchschnittliche Länge von 45,7 Yards und eine durchschnittliche Netto-Länge (also nach Abzug der gegnerischen Return Yards) von 39 Yards.

 

Vandever macht den Unterschied

Blue Devils lassen in Stuttgart Federn

Bei ihrem überraschend deutlichen 43:21-Sieg überzeugten die Stuttgart Scorpions vor 1.150 Zuschauer im GAZi-Stadion ihre begeisterten Fans auf ganzer Linie. Auf Basis des Laufspiels der Scorpions ist nun auch der Passangriff erfolgreich. Die Stuttgarter Defense wiederum hielt den Angriff der Hamburger über weite Phasen des Spiels in Schach. Ein wichtiger Sieg für die Stuttgarter, denn ebenso wie für die Hamburger war es ein wichtiges Spiel im Hinblick auf ein mögliches Heimrecht im Viertelfinale.

 

Große Fußstapfen im Giants Stadium

Zak DeOssie auf den Spuren des Vaters

Beginnen wir doch einfach mal mit einer kleinen Quizfrage: Was meint das geneigte Fachpublikum denn, wie viele Vater-Sohn-Tandems gab es in der langen Geschichte der National Football League bisher? Natürlich müssen die beiden nicht zusammen gespielt haben, sondern dürfen gerne mit den naturgegebenen Jahren Abstand, die Vater und Sohn trennen, in der Liga unterwegs gewesen sein. Na? Eine Idee? Bei 300 Millionen US-Amerikanern muss es ja statistisch mit dem Teufel zugehen, wenn es öfter als eine Handvoll Male zu einem solch besonderen Ereignis kommen könnte. Also? Zehn? Zwanzig? Dreißig? Nein, weit gefehlt: Genau 152 Söhne sind bisher in die sportlichen Fußstapfen ihrer Väter getreten. Mal erfolgreich (Peyton und Eli Manning zum Beispiel, die ihren Vater Archie inzwischen schon überflügelt haben), mal weniger. In diesem Jahr haben nicht weniger als elf Neulinge die Chance, in diesen erlauchten Kreis aufzusteigen. Stellvertretend für diese Gruppe soll sich in dieser Woche alles um einen jungen Mann drehen, der nicht nur im selben Team wie sein Vater spielen soll, sondern auch noch auf der selben Position: Linebacker Zak DeOssie von den New York Giants.

 

Wenn das erste Viertel nicht wäre...

Monarchs trotz großer Moral weiter ohne Sieg

Die Dresden Monarchs bleiben weiterhin ohne Sieg. Gegen den Tabellenführer der GFL Süd, die Schwäbisch Hall Unicorns, gab es eine 31:49-Niederlage. Damit zeichnet sich das Relegationsgespenst immer deutlicher ab, und die Sachsen werden ihren Blick auf die Topteams der zweiten Liga richten müssen, ob sie wollen oder nicht.

 

Einrichtung ohne Sinn?

Diesjährige Spekulationen um NFL Europa nahmen in den USA ihren Ausgang

Vorgezogene Nachrufe auf die NFL Europa sind über die Jahre mit schöner Regelmäßigkeit geschrieben worden. Letztlich blieb das prognostierte Ende des NFL-Ablegers wie wir heute wissen immer aus. Aber dieses Mal könnte die Situation, gemessen an dem, was im Verlauf der World-Bowl-Woche von hochrangiger NFL-Europa-Stelle gesagt wurde (siehe Seite 9), ernster sein als sonst. Das »passt« ins Bild, auch wenn die Liga in Europa gerade einen neuen Zuschauerrekord produziert hat. Die mangelnde Resonanz an den Kassenhäuschen als Auslöser von Schließungsgerüchten, das ist aber nur die europäische Sichtweise. Die diesjährige Gerüchtewelle nahm aber in den USA ihren Anfang und fußt mehr auf der amerikanischen Perspektive, aus der die Liga gesehen wird: als eine Ausbildungs-Institution für potenzielle NFL-Akteure. Eine solche benötige die NFL nach Meinung einer Reihe von US-Beobachtern aber in näherer Zukunft nicht mehr, schon gar nicht auf einem anderen Kontinent zu erheblichen Kosten.

 

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