HUDDLE Nr. 5 vom 01.02.1996

Mehr als nur ein Sieg

Der Super-Bowl-Erfolg der Dallas Cowboys und seine Folgen

Mit einem 27:17-Erfolg gegen die Pittsburgh Steelers, ihrem dritten Super-Bowl-Sieg in den letzten vier Jahren, trugen sich die Dallas Cowboys - zumindest vorerst - als das Team der 90er Jahre in die NFL-Geschichtsbücher ein. Die Steelers hatten genug Chancen, als erstes AFC-Team seit 1983 den Super Bowl zu gewinnen, brachten sich aber mit zwei schweren Fehlern in der Schlußphase selbst um den Erfolg.

Mit ihrem Triumph in Tempe drückten die Cowboys der Saison 1995 endgültig ihren Stempel auf - und das nicht nur sportlich. Es war das Jahr der Cowboys. Glänzende Erfolge, peinliche Ausrutscher, der Dauer-Clinch zwischen Team-Besitzer Jerry Jones und dem Rest der NFL, die Verpflichtung von Deion Sanders, der in der Öffentlichkeit umstrittene Head Coach Barry Switzer - es verging keine Woche, in der die Cowboys keine Schlagzeilen machten. Nicht zuletzt deshalb vermischte sich nach dem Erfolg bei den Cowboys reine Freude über den Sieg mit Genugtuung und Erleichterung darüber, es allen Kritikern am Ende gezeigt zu haben. In ihren ersten Aussagen kurz nach Spielschluß wiesen sowohl Jerry Jones als auch Barry Switzer und einige Spieler darauf hin, daß die Mannschaft in dieser Saison viel Negatives zu überstehen hatte.

Genugtuung dürfte vor allem bei Jerry Jones vorherrschen. Der Erfolg seiner Mannschaft ist auch ein persönlicher Triumph für ihn, die Bestätigung dafür, daß sein Weg allen Anfeindungen zum Trotz der richtige ist. In der Tat ist der Sieg der Cowboys mehr als nur ein Endspiel-Erfolg von Mannschaft A über Mannschaft B. In Tempe prallten unterschiedliche Philosophien aufeinander. Übersteigerter Egoismus gegen Gemeinsinn, so hätte - vereinfacht und polemisch - das Motto dieses Super Bowls lauten können. Auf der einen - letztlich erfolgreichen - Seite ein Team, mit einem Besitzer, der bei seinem Versuch, die Cowboys zum Nonplusultra der NFL-Geschichte zu machen, ganz bewußt die Gefahr in Kauf nimmt, das Wohl der ganzen Liga in Gefahr zu bringen, und der wie kein anderer die Schwächen der bestehenden Arbeitsverträge (Stichworte: Umgehung der Salary Cap, Signing Bonuses) ausnutzt. Und mit Spielern wie Deion Sanders oder Michael Irvin, die keine Gelegenheit auslassen, aller Welt zu zeigen, daß sie sich für Gottes Geschenk an die Football-Menschheit halten. Auf der anderen Seite ein Team mit einem Besitzer der »alten Schule«, der versucht, das »Harte-Arbeit-Image« seines Teams aus den 70er Jahren in die veränderte Welt der 90er Jahre herüberzuretten.

 

Neuer Offensive Coordinator

Die erfolgreichste Offense der vergangenen World-League-Saison hat einen neuen Coordinator. Thomas Coleman wurde von Galaxy-Head-Coach Ernie Stautner zum neuen Angriffschef ernannt, nachdem Guy Benjamin, der designierte Nachfolger von Vorjahres-Trainer Joe Clark, einen Vertrag bei der University of Hawaii unterschrieben hat. »Thomas ist ebenso wie Guy ein Schüler von Bill Walsh, der ja mit den San Francisco 49ers viermal den Super Bowl gewann«, begründete Stautner seine Entscheidung zugunsten von Coleman. »Man muß den Ball werfen können, um in der World League zu gewinnen. Mit Thomas Coleman als Offensive Coordinator haben wir den idealen Coach, um den Erfolg der Saison 1995 zu wiederholen.« Mit einer Angriffsleistung von 3.938 Yards (1.109 durch das Lauf- und 2.829 durch das Paßspiel) stellte die Galaxy letztes Jahr den besten Angriff der gesamten World League of American Football.

Von 1984 bis 1989 war Coleman Trainer bei den Sacramento State Hornets, wo sich auch Galaxy-Tight-End Werner Hippler drei Jahre später seine ersten Sporen verdiente. 1993 und 1994 war Coleman dann Quarterback-Coach im Quarterback-Development-Camp von Meistermacher Bill Walsh. Profiluft schnupperte Coleman in der diesjährigen Saison bei den Minnesota Vikings, als er dem Trainerstab im Rahmen eines Coaching-Praktikums über die Schulter schauen durfte.

 

Etcheverry wird Scorpions-Coach

Bereits während der letzten Wochen drangen die ersten Gerüchte über die Verhandlungen zwischen Bundesligist Stuttgart Scorpions und dem ehemaligen Offensive Coordinator der Hamburg Blue Devils, Gary Etcheverry, durch. Nun ist es amtlich, und die Gespräche fanden einen Abschluß: Etcheverry, der die Offense der Hamburger in ihrem FLE-Vizemeisterjahr 1994 übernommen hatte, wird Head Coach bei den Schwaben. In den USA hatte Etcheverry bei der University of Redland gearbeitet. Gleichzeitig verpflichteten die Scorpions auf Etcheverrys Wunsch mit Bo Smith eine Verstärkung für ihren Kader, die sowohl der Offense als auch der Defense zugute kommen soll. Smith wird als Fullback und als Linebacker zum Einsatz kommen. Auf der Suche nach dem Quarterback für die Scorpions steht Etcheverry derzeit in Kontakt zu drei möglichen Kandidaten, einer von diesen Quarterbacks soll nach Angaben des Vereins seine College-Karriere in der NCAA 1-AA absolviert haben.

 

Die besten Spieler der NFL - Teil 3: Quarterbacks

Die Generäle / NFL-Quarterbacks unter der Lupe des HUDDLE

Keine Position in einem Footballteam wird derart glorifiziert wie die des Quarterbacks. Allgemein wird behauptet, daß Quarterbacks bei Siegen ihrer Mannschaft ein zu hoher Anteil am Erfolg zugesprochen wird, während sie bei Mißerfolgen oftmals als der einzig Verantwortliche gelten. Ob diese Aussage stimmt, lassen wie einmal offen. Richtig ist: Bei (fast) jedem Spielzug geht der Ball durch die Hände des Quarterbacks. Kein Spieler steht schon deshalb derart im Mittelpunkt wie der Quarterback. In 16 von 30 Super Bowls wählten die Journalisten den Quarterback des siegreichen Teams zum MVP. Also dürfen die besten ihrer Zunft natürlich bei der HUDDLE-Bewertung der NFL-Stars nicht fehlen.

 

Das Wunder von Evanston

Northwestern der große Gewinner der Saison 1995

Der Meistertitel ging erneut an Nebraska, die Herzen der Fans gewannen in der Anfang Januar zu Ende gegangenen College-Football-Saison andere. Zum neuen Publikumsliebling wurde Northwestern. Die Wildcats sorgten mit ihrem Erfolg nach einem jahrzehntelangem Prügelknaben-Dasein für eine der größten Sensationen in der Geschichte des College Footballs.

An das wundersame Wiederauferstehen lange Zeit dahinsiechender Mannschaften hat man sich in den letzten Jahren gewöhnt. Teams wie Kansas, Kansas State oder Wisconsin haben in jüngster Vergangenheit ähnliche Erfolgsgeschichten vorzuweisen wie Northwestern. Aber der Erfolg der Wildcats, wegen ihrer Harmlosigkeit lange Zeit als »Mildcats« verspottet, übertrifft alles. Nach einer 3-7-1-Bilanz in der Saison 1994 - für Northwesterns Verhältnisse ein durchaus respektables Ergebnis - schlossen die Wildcats die Punktspiele in der Saison 1995 mit einer 10-1-Bilanz ab und vertraten die Big Ten Conference im Rose Bowl (32:41 gegen USC). Damit sind sie nach der Steigerung in der Winning Percentage das Team, das in der Saison 1995 den größten Sprung nach vorn machte.

 

17 Aktive deutscher Clubs nach New Orleans

Tony Allen hat die Europa-Auswahl der 16- bis 19jährigen nominiert

»Ich konnte es nicht glauben, als man mir sagte, ich wäre nominiert. Ich bin noch nie in Amerika gewesen. Erst habe ich es nur meinen Eltern erzählt und mich nicht getraut, es irgend jemand anderem zu sagen, bevor es mir noch einmal bestätigt wurde.« WR Jason Byworth von den London Capitals beschreibt ein Gefühl, das so oder so ähnlich 36 der besten jungen europäischen Football-Talente in elf verschiedenen Ländern zur Vorweihnachtszeit beschert wurde. Die Einladungen für das erste Spiel einer europäischen Junioren-Auswahl gegen Mexiko erreichten die Nachwuchs-Cracks.

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten HUDDLE-Ausgabe