HUDDLE Nr. 2 vom 13.01.1994

Nebraska Cornhuskers:

Von Wanzenfressern zu Maisschälern

Kaum zu glauben, Nebraskas Sportler wurden vor 1900 mit so einem abwegigen Spitznamen bedacht wie »Bugeaters«. Ins Deutsche übertragen hieße das ja wohl »Wanzenfresser«. Allerdings sind wir hier einem Slang-Ausdruck aufgesessen, einem, der wohl nur in Nebraska kursiert. Mit »Bugeaters« werden dort Heuschrecken bezeichnet. Aber auch die ebenfalls recht ungewöhnlichen Namen »Old Gold Knights« und »Antelopes« fanden vor der Jahrhundertwende Verwendung in Lincoln, der Hauptstadt Nebraskas. Die dortigen Sportredakteure fanden den erstgenannten und damals gebräuchlichsten Namen »Bugeaters« einfach nicht angebracht und waren auch irgendwann müde, diesen Namen weiterhin für die Sportler zu benutzen. Lincolns Journalist Charles S. »Cy« Sherman, der übrigens später den »Associated Press Football Ranking Poll« mit aus der Taufe hob, war einer derjenigen Schreiber, die gegen den Namen etwas tun wollten. Wenn man den Offiziellen der University of Nebraska Glauben schenken darf, wurden die Sportler der University of Iowa zur damaligen Zeit »Cornhuskers« genannt. Deren Fans allerdings zogen irgendwann den Namen »Hawkeyes« vor (HUDDLE 13/93), sodaß Sherman kurzerhand den Namen vom östlich gelegenen Nachbarn Nebraskas einfach »ausborgte«. Sherman war es denn auch, der die »Cornhuskers« erstmals im Jahr 1900 »ins Spiel« brachte, in dem er in seinen Artikeln über die Spiele der Mannschaft nur noch »Cornhuskers« verwendete. Die Fans waren schnell Feuer und Flamme für den Namen. Er wurde dann auch ganz offiziell angenommen. »Herby Husker«, das neueste Maskottchen, hier auf dieser Seite zu sehen, erblickte 1974 vom Zeichenbrett aus das Licht der Welt. Speziell für die Reise der Cornhuskers zum Cotton Bowl hat der texanische Künstler Dirk West diesen Charakter geschaffen; entworfen für das Pressehauptquartier in Dallas. Das Maskottchen-Konzept von West war für die Footballer Nebraskas wie geschaffen: Es zeigt eine stämmige und kräftige, beleibte Figur, die Siegesbewußtsein ausstrahlt. Zudem symbolisiert sie den Stolz auf die sportliche und gleichermaßen auf die landwirtschaftliche Tradition Nebraskas. Daß aus seiner Hosentasche ein Maiskolben lugt, hat ebenso seine deutliche symbolische Bedeutung. Von Europa aus gesehen ist Amerika schon irgendwie kulinarisch verbunden mit dem Mais. Abgesehen vom Popcorn und von Donald Ducks schreibmaschinenähnlicher Knabberei am Maiskolben, durchzieht Mais wie ein goldener Faden die Geschichte Amerikas. Mais und beispielsweise Eierkürbisse waren den Indianern schon bekannt, bevor die Pilgrims bei Plymouth Rock anlandeten. Getrocknet und zu Mehl verarbeitet, ist Mais Nahrungsmittel für mindestens 100 Zwecke - Bestandteil von Brot, als Ersatz für Kartoffeln oder Reis, in Kuchen und Puddings. Allerdings ist gekochtes Maismehl nicht nur ein Gericht aus der Frühzeit Amerikas. Es wird auch heute genutzt als Polenta der Italo-Amerikaner, als »Mamaliga« der Amerikaner rumänischen Ursprungs oder als Basis für »Tamale Pie« des Südwestens. Speziell für Nebraska hat Mais natürlich auch eine äußerst wichtige Rolle übernommen, wird doch gerade in diesem Staat im erheblichen Maße Mais angebaut - nicht von ungefähr ist der offizielle Beiname Nebraskas »Cornhusker-State«, eben der »Maisschäler-Staat«. Scott Caton, neuer Mann im Coaching Staff der Berlin Adler und ehemaliger Spieler der Cornhuskers, erinnert sich noch gerne an seine Jugend, an die lokalen Feste und natürlich die Cornhusking Contests - wo die Jungs wie die Wilden wettbewerbsmäßig Mais geschält haben. Nicht zu vergessen, daß Scotts Opa auch schon mal einen Contest gewonnen hat.

 

Einzug der Gladiatoren

Jetzt greifen auch die vier Top-Teams in die Playoffs ein

Die vier Spiele am Wild Card-Wochenende der NFL-Playoffs boten einiges an Dramatik und Spannung: eine Verlängerung in Kansas City mit Joe Montana-Aufholjagd, ein Comeback der Green Bay Packers, ein verbissenes Defense-Duell in New York und schließlich eine Paßspiel-Demonstration in Los Angeles, »gewürzt« durch viele Animositäten zwischen Broncos und Raiders, Anzeichen der erbitterten Rivalität zwischen beiden Clubs. Und doch: So richtig los geht es doch eigentlich erst diese Woche, wenn Titelverteidiger Dallas, der AFC-Champion der letzten drei Jahre aus Buffalo, das Über-Team des letzten Jahrzehnts aus San Francisco sowie die seit dem 11. Oktober nicht mehr bezwungenen Houston Oilers mitmischen werden.

 

Mit langen Schritten in Richtung Westen

RB Rodney Hampton führt die Giants nach in die
nächste Playoff-Runde nach San Francisco

Eine Woche nach der Heimniederlage gegen die Dallas Cowboys zeigten sich die New York Giants gegen die Minnesota Vikings gut erholt und zogen durch einen 17:10-Erfolg in die nächste Runde der Playoffs ein. Der eisige Wind im Giants Stadium spielte eine entscheidende Rolle, denn alle 27 Punkte wurden erzielt, wenn die Mannschaften mit dem Wind spielten. Ganz gleich, woher der Wind kam, Giants-RB Rodney Hampton bot abermals eine überragende Partie, und seine beiden TD-Läufe im dritten Viertel brachten die Wende im Spiel zugunsten der Giants.

 

Kein Glück in L. A.

Denver Broncos ziehen auch im dritten Spiel den kürzeren

Die Los Angeles Raiders bleiben für die Denver Broncos, insbesondere in Los Angeles, ein kaum zu bezwingender Gegner. Auch in der dritten Begegnung dieser beiden in dieser Saison gab es für die Broncos nichts zu holen. Am Ende siegten die Raiders verdient mit 42:24. Verloren hatten die Broncos das Spiel gewissermaßen schon vor einer Woche, als sie im letzten Punktspiel an gleicher Stelle eine klare Führung verspielten, nach Verlängerung verloren und so erneut in Los Angeles antreten mußten, anstatt die Playoffs mit einem Heimspiel zu beginnen.

 

Dramatische Schlußphase

Green Bay nimmt in Detroit Revanche

Auch im ersten NFC-Playoff-Spiel wurde es am Ende dramatisch. Ein 40-Yard-TD-Paß von QB Brett Favre auf WR Sterling Sharpe - wen sonst? - in der letzten Spielminute brachte den Green Bay Packers einen 28:24-Erfolg bei den Detroit Lions. Eine Woche zuvor hatten die Packers zum Ausklang der Punktspiele an gleicher Stelle noch verloren.

 

Keine Gnade

Es gibt Dinge, die sind so schön, daß man nicht genug von ihnen bekommen kann. Die diesjährige »Regular Season« der NFL gehörte trotz der Spannung in den letzten Wochen nicht unbedingt dazu. Aber es half nichts. Die San Francisco 49ers (10-6) und die Philadelphia Eagles (8-8) verlangten sich selbst und den Fans im letzten Punktspiel der Saison am Montagabend noch einmal alles ab. Erst ein 28-Yard-FG im allerletzten Spielzug der Verlängerung verhalf den Eagles zu einem 37:34-Erfolg. Die Eagles hatten im zweiten Viertel schon einmal mit 24:3 und zur Halbzeitpause immer noch mit 24:10 geführt. Es ist nicht bekannt, womit 49ers-Head Coach George Seifert seinen Spielern gedroht hat, zumindest war es aber auf jeden Fall wirkungsvoll. Plötzlich rissen sich die zuvor etwas laschen 49ers-Stars zusammen und brauchten ganze zweieinhalb Minuten, um durch Touchdowns von RB Ricky Watters und WR John Taylor zum Ausgleich zu kommen. Dann aber hatten eine Interception und ein Fumble der 49ers zehn Punkte der Eagles zur 34:24-Führung nach dem dritten Viertel zur Folge. Aber auch das sollte nicht reichen. 12 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit sorgte Matt Cofer mit einem FG für den erneuten Ausgleich. Vier Sekunden vor Schluß der Verlängerung trat Roger Ruzek zu einem 38-Yard-FG-Versuch für Philadelphia an. Der Schuß ging knapp daneben, aber ein Spieler der 49ers rannte Ruzek um. Strafe gegen die 49ers, Ruzek durfte noch einmal ran und traf ins Schwarze.

 

Zeit zum Luftholen

Nach Florida States Titelgewinn kehrt der Alltag im College Football wieder ein

Ein paar Tage wurde noch darüber diskutiert, ob die einstimmige Entscheidung von College-Coaches und Journalisten, Florida State zum neuen National Champion zu küren, richtig war, dann kehrte nach der Hektik der letzten Wochen der Alltag wieder ein.

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten HUDDLE-Ausgabe