HUDDLE Nr. 46 vom 18.11.1993

Europäische Gemeinschaften

»Football League of Europe« will 1994 für Schwung sorgen

In einem insgesamt 16stündigen Tagungs-Marathon haben am vergangenen Wochenende in Hamburg Vertreter von neun europäischen Vereinen ihr gemeinsames Vorgehen für 1994 beschlossen und die »Football League of Europe (FLE)« aus der Taufe gehoben. Unter Führung der Hamburg Blue Devils werden acht der beteiligten Mannschaften im nächsten Jahr ein europäisches Turnier austragen, wobei sieben Teilnehmer, darunter vier deutsche Clubs, bereits feststehen. Über den achten Verein ist noch keine endgültige Entscheidung gefallen. Die Saison der FLE wird am 30. April in Hamburg mit dem Spiel der Hamburg Blue Devils gegen die Great Britain Spartans eröffnet, die Spartans werden 1994 nicht mehr in Manchester, sondern in London beheimatet sein. Das Endspiel ist für den 10. September in Hamburg geplant, Ende September wird es zudem ein All Star Game zwischen der »North Conference« und der »Central Conference« geben. Dieses Spiel soll - nach dem Pro Bowl-Vorbild der NFL - an einem Ort »mit viel Sonne« (so Blue Devils-Präsident Axel Gernert) ausgetragen werden.

 

Bowling Green State Falcons:

Sind die noch »normal«?

Bowling Green, nördlich von Toledo gelegen, gehört zu den kleineren Städten mit zirka 10.000 Einwohnern, nahezu gleichgroß wie Kent, dem Sitz der Kent State University, die ein doch so großes Footballprogramm aufgebaut haben. Wenn man bedenkt, daß in das Footballstadion von Bowling Green dreimal soviel Zuschauer hineinpassen wie Einwohner, muß davon ausgegangen werden, daß die Falcons im ganzen Umland doch erheblich viele Fans haben. »Mit Gott sind eben alle Dinge möglich«, wie das Staatsmotto Ohios (»With God all Things are possible«) besagt. Vielleicht ist so etwas normal in Amerika, so normal wie der erste Nickname der Bowling Green State University, »Normal«. Jedenfalls fand der Mitherausgeber der »Sentinel Tribune«, Doc Lake, den Namen doch etwas »zu normal«. Er beschloß also, das war 1927, weil der Name »Normal« einfach zu langweilig war, das Problem in seine Hände zu nehmen. Bowling Green brauchte einfach einen fetzigeren Namen, wie er befand. In einem seiner Artikel schrieb Lake, daß die Schule einen Namen bräuchte, einen mit einem »Punch«, einen durchschlagenden also - einen, der Kraft ausdrückt, Mut und Gewandheit. »We will call Bowling Greens sports teams the Falcons!«. So einfach war das. Der neue Spitzname nahm den Campus im Sturm. Zudem hat Braun, die zweite Farbe der Schule neben Orange, die »Akzeptanz« des Namens, wie man heute so schön sagt, noch gefördert. Denn Falken sind braun, zumindest die, die sich Doc Lake vorgestellt hat. »Der Falke ist sehr mutig und bekannt als der beste Kämpfer aller Vögel. Er ist kraftvoll, gewandt, ausdauernd, entschlossen und ein geborener Kämpfer - gerade so wie Bowling Green seine Athleten gerne sähe. Nun ja, die »geborenen Kämpfer« hatten in fast 700 Spielen innerhalb von 74 Jahren Gelegenheit zu beweisen, wie gut sie kämpfen können. Und in der Tat, immerhin konnten sie mehr Siege erringen, als sie Niederlagen hinnehmen mußten. Und sie standen obendrein in fünf Bowlspielen, allerdings nicht in den »Big Four«. In diesen fünf Bowlspielen mußten sie viermal gegen Fresno State antreten und konnten nur 1991 die Partie für sich entscheiden. 1961 traten sie im nur einmal ausgespielten Mercy Bowl in Los Angeles zum erstenmal gegen Fresno State an. Es setzte die erste Niederlage gegen dieses Team, 6:36. Nachdem 1981 der Las Vegas Silver Bowl eingeführt wurde, für den automatisch die Gewinner der Big West und der Mid-American Conference qualifiziert waren, traf Bowling Green wieder 1982 auf Fresno State. Diesmal verloren die Falcons erneut, aber nur äußerst knapp mit 28:29. Das Silver Bowl Spiel 1985 möchte man in Bowling Green am liebsten vergessen machen. Erneut zog Fresno State die besseren Karten, allerdings wurden die Falcons geradezu mit 7:51 »gefleddert«. Die Revanche glückte 1991 im selben Bowl. Diesmal gewannen die Bowling Green-Heroen mit 28:21. Überhaupt scheinen die Falcons in den letzten Jahren etwas stärker aufzuspielen, denn auch 1992 standen sie im Silver Bowl und konnten zum zweiten Mal in Folge einen Sieg erringen. Diesmal gegen Nevada. Zwar nur mit einem Punkt Differenz, aber immerhin. Das Endergebnis: 35:34. Trotz der Siege haben die Falcons es in den letzten Jahren noch nicht vermocht, in die Top 25 zu stürmen. Aber... im letzten Jahr wurden für die Falcons in der AP-Liste zum Abschluß der Saison schon 60 »Votes« vermerkt. Zwischen Wake Forest, den 25., und Bowling Green konnte sich nur noch Penn State mit 85 abgegebenen Stimmen quetschen. Die Tendenz zeigte aufwärts, doch in diesem Jahr vermochten es die Falken bislang noch nicht, von sich reden zu machen.

 

Meisterschaft entschieden?

Notre Dame nach Sieg gegen Florida State auf Titelkurs

Entschieden ist das Rennen um die National Champioship natürlich noch nicht, aber mit einem verdienten 31:24-Erfolg gegen die bisherige Nummer eins der Top 25, Florida State, ist Notre Dame einem weiteren Titelgewinn in seiner an Erfolgen reichen Geschichte ein großes Stück näher gekommen. Die Seminoles brauchen ihre Hoffnung aber auch noch nicht aufzugeben. Mit Siegen in ihren verbleibenden zwei Spielen können sie sich die Chancen auf ein erneutes Treffen mit Notre Dame am 1. Januar erhalten.

 

Aderlaß im Angriff

Was den Trainern graue Haare wachsen läßt

Die Freude über seinen 325. Sieg in der NFL am vergangenen Wochenende im 31. Jahr als Trainer war für Don Shula, Trainer der Miami Dolphins, eine zweischneidige Angelegenheit. Ersatzmann Scott Mitchell kam, sah und siegte zwar in den vergangenen Wochen, aber eben nur bis zum vergangenen Wochenende, denn eine Schulterverletzung könnte ihn für vier bis sechs Wochen zur Pause zwingen. Lediglich zehn Stamm-QBs ist es bisher beschieden gewesen, in allen Spielen ihrer Mannschaften zu starten, und nicht nur bei den Dolphins wird nun bereits der dritte QB im Glied in den Kampf geschickt: Nach dem Ausfall von Randall Cunningham und Bubby Brister leitet QB-Veteran Ken O’Brien die Geschicke der Philadelphia Eagles, und in Atlanta ist Billy Joe Tolliver nach den Ausfällen von Chris Miller und Bobby Hebert der (vorübergehende) Mann der Stunde. Es gibt jedoch einige, die von diesen Mißgeschicken zumindest teilweise profitieren: die Kicker. Im Vergleich zur letzten Saison haben in dieser Saison die Kicker schon nahezu 60 Field Goals mehr erzielt...

 

Das Beste zum Schluß

Green Bay gewinnt knappes Spiel in den Schlußsekunden

Vor ausverkaufter Kulisse im Louisiana Superdome gewannen die Green Bay Packers (5-4) mit 19:17 gegen die New Orleans Saints (6-3) in einem hochdramatischen Spiel, das keinen Verlierer verdient hatte. Eineinhalb Minuten vor Schluß starteten die Packers in ihrer eigenen Hälfte zum spielentscheidenden Drive, dessen Höhepunkt ein 54-Yard-Paß von Packers-QB Brett Favre auf WR Sterling Sharpe war, der die Packers in Field Goal-Position brachte. Drei Sekunden vor Schluß erzielte Packers-K Chris Jacke mit seinem vierten FG des Spiels, seinem 14. in Folge, die drei siegbringenden Punkte für die Packers. Die Saints waren über weite Strecken des Spiels das dominantere Team, und ihr Laufspiel zeigte sich in der bestechenden Form der ersten fünf Spiele, aber die Packers verstanden es einfach besser, die Ballverluste der Saints in Punkte umzumünzen.

 

Großer Kampfgeist

Chiefs nach klarem Rückstand in Los Angeles noch erfolgreich

Die Kansas City Chiefs (7-2) sind der große Gewinner in der AFC West an diesem Spieltag. Im Spitzenspiel der Division holten sie bei den Los Angeles Raiders (5-4) einen 14-Punkte-Rückstand auf und gewannen letztlich mit 31:20. Nach der zeitgleichen Niederlage der Denver Broncos haben sie vor diesen beiden Gegnern jetzt zwei Spiele Vorsprung, und - was noch wichtiger ist - haben drei der vier Spiele gegen diese Teams gewonnen.

 

Dank an die Abwehr

Kansas City Chiefs nutzen Green Bays Fehler zum Sieg

Die Kansas City Chiefs können sich wieder einmal bei ihrer Abwehr bedanken. Dank ihrer Leistung überstanden sie eine erneut schwache Leistung des Angriffs und besiegten die Green Bay Packers mit 23:16. Entgegen kam ihnen dabei, daß die Packers in den entscheidenden Momenten einfach nicht den nötigen Biß hatten.

 

Don Shula jetzt unsterblich?

Dolphins bescheren ihrem Trainer den 325. Sieg

Nach dem 19:14-Auswärtserfolg der Miami Dolphins (7-2) bei den Philadelphia Eagles (4-5) schien dem glücklichen Shula mehr als nur ein Stein vom Herzen zu fallen, denn die Umstände des Sieges waren bemerkenswert. Zu Beginn des dritten Viertels beim Stande von 14:13 für die Eagles schied QB Scott Mitchell mit einer Schulterverletzung aus, und für ihn kam der völlig unerfahrene Doug Pederson ins Spiel. Die Befürchtungen um seine Spielreife schienen sich einen Drive später zu bestätigen, als er ein Yard von der gegnerischen Endzone entfernt den Ball verlor und die Eagles den Ball sichern konnten. Doch die Dolphins kamen zurück, und durch zwei Field Goals von K Pete Stoyanovich konnte Shula doch noch von seinen Spielern auf den Schultern vom Platz getragen werden.

 

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