HUDDLE Nr. 39 vom 30.09.1993

North Carolina Tar Teels:

Teer, der an der Ferse klebt

Während sich das staatliche Bildungsinstitut mit diesem »Spitting Image« »Wolfpack« (HUDDLE 38/93) in der Hauptstadt von North Carolina, in Raleigh angesiedelt hat, liegt die University of North Carolina in dem recht kleinen Städtchen Chapel Hill, allerdings nicht weit entfernt. Die Konkurrenz in nächster Nachbarschaft: Durham (Duke), Winston-Salem (Wake Forest) und Raleigh (North Carolina State) liegen nur wenige Meilen entfernt. Und: Wer kann sich noch erinnern? Im Carter-Finley Stadium spielten zudem die Raleigh-Durham Skyhawks. Das führt allerdings doch etwas weit ab vom Thema. So, wie in North Carolina den Einwohnern gestattet ist, mit 16 Jahren den Führerschein zu machen und bei Rot rechts abzubiegen, so hat der Staat auch beschlossen, den Cardinal zum »Staatsvogel« zu küren. Die Pinie (Stone-pine oder auch Pinus pinea) wurde zum »Staatsbaum«, und der Hartriegel (Dogwood), zugehörig den Hartriegelgewächsen (Cornazeen), bekannt auch bei uns unter dem Namen Hornstrauch, Kornelkirsche, Herlitze oder auch Dürlitze - natürlich die »Schönblühende« (C. florida) - wurde zur »Staatsblume«. Manche meinen, daß der Dogwood der »Staatsbaum« sei, aber was soll’s, bei soviel »Staatsdies und -das« kann man schon einmal durcheinanderkommen. Aber North Carolina tat nicht nur dies, sondern führte auch ein »Staatsmotto« ein, das nämlich: »Esse Quam Videri«. Aha, mehr Sein als Schein!, will man sich da offenbaren. Und: jeder gute Staat der USA hat dann auch noch seinen Beinamen. North Carolina nennt sich »Tar-Heel State«. Und diesen Namen übernahm ganz einfach die Universität. Sie wählte sozusagen den »easy way«. Bekannt ist, daß in North Carolina Teer, Terpentin und ganz allgemein Teerprodukte gefunden und hergestellt wurden. Die Beziehung zum Namen ist recht offensichtlich. Doch der Ursprung der »Teer-Fersen« ist so platt nun wieder auch nicht. Holen wir einmal aus: Wenige Jahre vor Gründung der Universität im Jahr 1795 erlebte die USA ein Wachstum, gerade so »Schlag auf Schlag«. 1788 wurde beispielsweise New York in die USA aufgenommen und 1790 dann als 13. Staat Rhode Island. Als 12. »Ur-Staat« eben North Carolina - Auch Resultat der wenige Jahre vorher geführten »Revolutionskriege«. An diese Stelle gehört natürlich der Hinweis auf George Washington, der den Oberbefehl über die Truppen gegen die britische Kolonialarmee einerseits und die »Loyalist«, englandtreuen Amerikanern andererseits, erhielt. Unter Washington »diente« übrigens der preußische General Steuben, der ebenfalls einen festen Platz in der Geschichte der USA erhielt. Nun, in dieser Zeit sei der Name »Tar Heels« entstanden, wobei eine ganze Reihe von unterschiedlichen Geschichten den Versuch unternehmen, die Herkunft zu klären. Zwei Erklärungen werden gemeinhin akzeptiert, wobei allerdings nur in einer North Carolinas Rolle in diesen genannten Kriegen von besonderer Wichtigkeit ist, die andere, zweite Erklärung zur Zeit des Bürgerkrieges, also fast ein Jahrhundert später, angesiedelt ist. Als der britische General Charles Cornwall mit seinen Truppen zwischen Rocky Mount und Battleboro auf den als »Tar River« benannten Fluß traf, mußte Cornwall feststellen, daß jede Menge Teer in den Fluß geworfen wurde, nur um zu verhindern, daß er und seine Truppen ihn überqueren können. Cornwall unternahm dann doch den Versuch, und es gelang ihm auch. Aber als die Männer auf der anderen Uferseite ankamen, stellten sie fest, daß ihre Füße vollständig schwarz waren - schwarz vom Teer. Diese Begebenheit half natürlich dem Namen »Tar Heels« auf die Sprünge, aber auch die zweite Geschichte hatte keinen minderen Einfluß. Diese Begebenheit ist im Bürgerkrieg angesiedelt. Während einer der grausamsten Schlachten wurde ein unterstützendes Bataillon vom Schlachtfeld abgedrängt. Um sich in Sicherheit zu bringen, »zog es sich zurück«. An seine Stelle trat eine Truppe aus North Carolina, die den Kampf allein durchstand und sogar siegen konnte. Nach der Schlacht traf man auf die »Geflüchteten« und wurde von denen mit den Worten: »Any more tar down in the old north state, boys,?« begrüßt. »Nee, kein bißchen«, antwortete schlagfertig einer der Nord Carolinianer, »Old Jeff hat alles aufgekauft!« und meinte damit den Präsidenten der konföderierten Staaten Jefferson Davis (1808-1889, nur für Geschichte-Fans). »Ja?, Was will er denn damit?« war die Frage des nunmehr etwas Verblüfften. »Er wird euch den Teer an die Fersen schmieren, damit ihr im nächsten Kampf etwas standfester seid«, war die Antwort des Soldaten aus North Carolina. Als General Robert E. Lee (1807-1870, auch nur für Geschichte-Fans) von dem Vorfall hörte, fing er an zu lachen und bemerkte nur zu seinem Offizier: »God bless the tar heel boys.« So kam North Carolina zu seinem Spitznamen und damit auch die University aus Chapel Hill zu ihrem. Warum allerdings die »Tar Heels« einen Widder als Maskottchen haben, ist schon etwas außergewöhnlich und nebenbei auch eine ganz andere Geschichte. In den Annalen der Uni wird Vic Huggins, der Chef-Cheerleader des Jahres 1924 zitiert. »1924 war der »Spirit« an der Uni auf dem Höhepunkt. Aber etwas fehlte. Eines Tages traf es mich. Georgia hatte seine Bulldogge und State den Wolf als Maskottchen. Was Carolina brauchte, war ein Symbol.« Man erinnerte sich an den Fullback Jack Merritt, der zwei Jahre zuvor noch als »battering ram« durch die gegnerischen Defense-Reihen gebrochen war. Für Huggins selbstverständlich, daß das Maskottchen mit dem Spitznamen von Merritt zu tun haben müßte. Huggins bekam 25 Dollar in die Hand und schon war »Rameses the First«, ein Widder, in Texas gekauft und gerade noch rechtzeitig zum Spiel gegen das Virginia Military Institute in Chapel Hill. Das Spiel stand drei Viertel lang punktlos, erst spät im vierten Viertel hatte UNC die Möglichkeit, ein Field Goal zu erzielen. Carolinas Bunn Hackney sprintete aufs Feld, stoppte aber noch einmal bei Rameses, um an seinem Kopf zu reiben. Vielleicht könnte das Glück bringen. Und in der Tat, Hackney plazierte seinen 30-Yard-Dropkick genau zwischen die Stangen. North Carolina gewann 3:0, und ein »Heroic-Mascot« war geboren. Das »Highlight« jeder Saison ist noch heute für Rameses und seine Fans, zu verhindern, daß Studenten aus Duke den »Ram-nap« begehen. Vor dem traditionellen Duell gegen die Blue Devils versuchen Fans aus Duke, Rameses zu stehlen. Wie schändlich!

 

Die Krönung

Erstmals geht ein German Bowl in die Verlängerung -
Munich Cowboys im zweiten Anlauf Meister,
Cologne Crocodiles zum vierten Mal gescheitert

Die Munich Cowboys haben es geschafft. Die 15. Saison in der Bundesliga beendetetn die Bayern mit ihrer ersten Meisterschaft. Im Olympia-Reitstadion in München-Riem gewannen sie das Finale gegen die Cologne Crocodiles mit 42:36 nach Verlängerung, der ersten Overtime, die in einem deutschen Finale gespielt werden mußte. Nach Ablauf der regulären Spielzeit hatte es vor rund 9.000 Zuschauern 29:29 gestanden, nachdem die Münchener eine Minute vor Schluß den Touchdown und die zum Ausgleich notwendige Conversion erzielt hatten. Zur Halbzeit hatten die Kölner bereits mit 20:7 in Front gelegen, vermochten es aber nicht, diesen Vorsprung über die zweite Hälfte zu retten.

 

Manchester diesmal keine Hürde

Halbfinale für Blue Devils kein ernster Test -
Finale am Sonnabend gegen Munich Cowboys

Jederzeit Herr im Hause waren die Blue Devils, trotz des ungewohnten Sonntags, im heimischen Volkspark-Stadion. Nach der Absage der Düsseldorf Panther und der Berlin Adler, beide hatten Schwierigkeiten nach ihrem Ausscheiden im Halbfinale der Deutschen Meisterschaft einen vollständigen Kader aufzubieten, auch die von Düsseldorfer Seite vorgetragene Idee einer Spielgemeinschaft scheiterte, da schon ein großer Teil der Aktiven Urlaubspläne hegte, konnten die Hamburger ihren »Erzrivalen«, die Manchester Spartans, begrüßen.

 

2. Bundesliga West

Leverkusen dominiert auch in Remscheid
Tecklenburg mit erwartetem Sieg

Von den drei angesetzten Begegnungen in der 2. Liga West fiel das Spiel zwischen den Troisdorf Jets und den Düsseldorf Bulldozern den widrigen Witterungsverhältnissen zum Opfer. Dadurch bleibt die Frage nach dem zweiten Absteiger nach wie vor unbeantwortet. Der erste Absteiger, die Duisburg Dockers, blieb auch im zwölften und letzten Saisonspiel ohne Sieg. Trotzdem muß man den Dockers großen Respekt zollen. Mit dem größten Kader in die Saison gegangen, verringerte sich die Spielerdecke von Begegnung zu Begegnung. Aber anders als viele Vereine vor ihnen, ließen sich die Duisburger nicht hängen und bestritten alle ihre Ligaspiele.

 

NFC East contra AFC East

Dreimal prallen Vertreter der beiden Divisionen aufeinander -
Auch die ungeschlagenen Giants und Eagles sind dabei

Drei Teams der NFL sind nach dem dritten Spieltag noch ungeschlagen. Neben den New Orleans Saints - mit vier Siegen quasi der »Tabellenführer« der gesamten Liga - sind dies die New York Giants und die Philadelphia Eagles, zwei Teams aus der NFC East. Diese Division führt der diesjährige NFL-Spielplan in den Interconference-Duellen gegen die Teams der AFC East. Dies beschert am Wochenende eine nicht gerade alltägliche Konstellation: Die drei Spitzenteams aus jeder Division führt der Spielplan gegeneinander - zumindest nach dem augenblicklichen Tabellenstand, nach dem Dallas nicht unter den ersten drei der NFC East rangiert und in der AFC East die New York Jets munter vorne mitmischen.

 

Abwehrschlacht

Morten Andersen für New Orleans einmal mehr Gold wert

Das Spitzenspiel der NFC West war nichts für die Freunde des Angriffsspiels. Wie erwartet gab es ein hartes Duell beider Abwerreihen, bei dem die New Orleans Saints mit 16:13 knapp die Oberhand behielten. »Matchwinner« war für die Saints einmal mehr Kicker Morten Andersen. Mit seinem dritten FG des Spiels schoß er seine Mannschaft fünf Sekunden vor Spielende zum Sieg.

 

Grober Abwehrfehler

Packers vergeben ihre Chancen

Ein grober Abwehrfehler schenkte den Minnesota Vikings den Sieg vor heimischer Kulisse über die Green Bay Packers. Vier Sekunden vor dem Ende kickte Fuad Reveiz die Vikings mit seinem fünften und letztem FG zum 15:13-Erfolg.

 

Fest im Griff

Ballkontrolle war das Erfolgsrezept der Dolphins in Buffalo

Die Fans der Miami Dolphins werden am Sonntag entzückt gewesen sein. Ausgerechnet beim amtierenden AFC-Champion Buffalo Bills spielten die Dolphins so, wie es sich jeder Coach wünscht. Mit erfolgreichen Läufen und zumeist kurzen Pässen kontrollierten die Gäste das Spiel und fanden - fast noch überraschender - in der Abwehr einen Weg, den Aktionsradius der beiden Angriffs-Stars der Bills, RB Thurman Thomas und QB Jim Kelly, erfolgreich einzuengen. Der verdiente Lohn war ein 22:13-Erfolg.

 

Nur der Sieg zählt

Glanzloser Erfolg der Kansas City Chiefs gegen Denver Broncos

Grund zur Freude gab es für die Fans der Kansas City Chiefs nur über das Ergebnis. Mit einem knappen 15:13-Erfolg gegen die Denver Broncos zogen sie in der Tabelle mit den Broncos sowie mit den Los Angeles Raiders und den San Diego Chargers gleich. Was beide Mannschaften den Zuschauern im restlos ausverkauften Arrowhead Stadium boten, war jedoch über weite Strecken des Spiels fast eine Zumutung.

 

Premiere

Bears nutzen Fumbles der Buccaneers

Mit einer bisher makellosen Statistik in Sachen verschuldete Fumbles im Gepäck reisten die Tampa Bay Buccaneers nach Chicago, wo sie in 15 Spielen gegen die Bears nur zwei Mal gewinnen konnten. Drei Fumbles und vier Interceptions später reisten sie mit einer herben 17:47-Niederlage wieder heim.

 

Sturmwarnung

Generationswechsel bei den Miami Hurricanes offenbar geglückt

Der Führende in den Top 25, Florida State, war spielfrei, der Zweitplatzierte Alabama hatte gegen Louisiana Tech nicht mehr als ein Pflichtaufgabe zu erledigen, da interessierte vor allem, wie sich die derzeitige Nummer 3 Miami bei Colorado schlagen würde. Zum Leidwesen der Konkurrenz trumpften die Hurricanes in Boulder groß auf und untermauerten mit einem 35:29-Erfolg ihre gute Plazierung.

 

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