HUDDLE Nr. 30 vom 29.07.1993

Syracuse Orangemen:

Vom Sonnenaufgang zum Sonnenuntergang

Zwei Jahre nach Gründung der Universität führten die »Trustees«, die Kuratoren der Bildungsanstalt, die offizielle Einführung der Schulfarben durch. Am 24. Juni des Jahres 1872 wurde die ausgewählte Farbkombination vorgestellt. Eine Kombination, die die Morgendämmerung im Bundesstaat New York repräsentieren und symbolisieren sollte: Ein Rosenrot und ein Erbsengrün, bei uns auch oft als Maigrün bezeichnet, waren die auserkorenen Farben. Doch wie auch immer, diese Farben fanden offensichtlich nicht den richtigen Anklang. Mehr noch, ständig wurde die Uni wegen ihrer Schulfarben verspottet. Regelmäßig wurden die Syracuse-Teams ins Lächerliche gezogen. Die gegnerischen Mannschaften und ihre Fans hatten da so ihren Spaß daran. Das Faß zum Überlaufen brachte ein Leichtathletik-Treffen in Clinton, New York, im Jahr 1889. Zwar wurde das gegnerische Hamilton College geschlagen, doch so richtig konnten sich die Sportler aus Syracuse nicht freuen, wurden sie doch ob ihrer Farben geradezu angepöbelt. In Syracuse zurückgekehrt, machten sie nun selbst Front gegen ihre Farben und forderten dazu auf, die Schulfarben zu ändern. Wie immer in gut funktionierenden Organisationen und Gemeinschaften wurde ein Komittee eingesetzt, das sich mit der »Farbenfrage« auseinandersetzen sollte. Dieses fand sehr schnell heraus, daß es eine Farbe gab, die noch keine andere Universität für sich in Anspruch nahm und schlug deshalb just diese, ein Orange, als einzige Schulfarbe vor. Die Studenten wurden befragt, die Fakultäten, die Kuratoren, letztlich wurde 1890, übrigens wiederum an einem 24. Juni, von der »Alumni Association«, der Vereinigung der Ehemaligen, Orange als offizielle Farbe der Syracuse University eingeführt. Schnell wurden auch Erklärungen und neue Inhalte gefunden. Ein Ehemaliger, William van Allan(!) mit Namen, bemerkte, daß die Farbe in Anlehnung an das »House of Orange«, der Gründungsfamilie Hollands, gewählt wurde, weil eben dieses für die erste Kolonisation des Staates New York mitverantwortlich gewesen war. Da fand dann auch der Wahlspruch des holländischen Königshauses »Oranje booen« ins Englische übersetzt »Orange over all« schnell seine Anhänger. Letztlich wurden nach der »Farbgebung« die Footballteams schnell bekannt als Syracuse Orange und auch Syracuse Orangemen. Verschwiegen werden soll allerdings nicht, daß auch der Name Orioles kursierte und eine Zeit lang Bestand hatte - Orioles in Anlehnung an die Tatsache, daß das Männchen der amerikanischen Goldamsel (Oriolus oriolus) solch ein schönes orange-schwarzes Gefieder besitzt. Und zwei weitere, frühere, »Nicknames« seien genannt: Bill Orange und Saltine Warriors. Beide Erfindungen von Studenten der Theatergesellschaft. Harry Lee schrieb den Song »Bill Orange«, der seinerzeit großen Erfolg hatte und auch heute noch eine gewisse Traditon hat. In Anlehnung an sein Gedicht »Last night, the sun set orange« entstand sogar der Glaube, daß Syracuse gewinnen wird, wenn am Vorabend des Spiels eine orangene Abenddämmerung auftritt. 1939 wurde das Maskottchen »Bill Orange« eingeführt, ein mit orangefarbener Kleidung ausgestatteter 3 Meter großer Stelzenmann. Nur, der »Saltine Warrior«, nach einer Musikshow von Sam Darby, der inspiriert wurde von der Tatsache, daß Syracuse noch 1911 »Salt City« war, die Bewohner noch Salz gekocht haben in jenen Zeiten, erlebte keinen Durchbruch. Beide, Bill Orange und der Saltine Warrior, wurden übrigens zeitweise als Indianer dargestellt. Doch noch einmal zurück zum »House of Orange«. 180 Jahre bevor die Syracuse University gegründet wurde, besiegte im fernen Europa der Calvinist »William of Orange« den englischen König James II, einen Katholiken, der er zwar nicht von Geburt an war, jedoch später zum katholischen Glauben konvertierte. 1689 wurde Derry in Nordirland von 20.000 Franzosen und Iren, von James II befehligt, 15 Wochen lang belagert, mehr oder weniger ohne Erfolg. 13 Lehrjungen aus Derry hielten das Ferryquay-Tor. Grund für die 1795 gegründete Protestantische Gesellschaft in Nordirland, die ersten »Orangemen« übrigens, an jedem 12. August diesen historischen Umstand mit einem Aufzug zu feiern. Am 12. August 1969 kam es zum ersten Gewaltausbruch, der »Battle of Bogside« in einem geteilten Derry, einem geteilten Ulster und einem geteilten Irland. Der traditionelle Umzug der »Orangemen«, in ihren schwarzen Anzügen mit schwarzem Bowler behütet, verlief bis an die Stadtmauer, an den Rand der »Bodside«, einem fast ausschließlich von Katholiken bewohnten Stadtteil. Orangemen warfen Pennies über die Mauer, die so provozierten Katholiken begannen zunächst mit Katapultgeschossen, später mit Molotow-Cocktails zu antworten. Die Folge waren fünf Tage dauernde blutige Unruhen, jedem bekannt. Namen wie IRA, RUC und DCDA sind bis heute leider immer noch Träger horribler News. Folgt man dieser Linie der Gedanken an das »House of Orange«, kann man sich fragen, wie wohl die Kämpfe auf dem Footballplatz zwischen Syracuse und den katholischen Notre Dame Fighting Irish ausgegangen sind. Irgendwie bezeichnenderweise, haben beide Unis bislang in ihrer langen Footballgeschichte nur drei Spiele gegeneinander ausgetragen: am 26. November 1914 in Syracuse eins, das Notre Dame 20:0 gewann, eins am 18. November 1961 in Notre Dame, das ebenfalls, 17:15, von den Fighting Irish gewonnen wurde. An einem neutralen Ort, am 28. November 1963, konnte Syracuse einen 14:7-Sieg für sich verbuchen.

 

Southwest Conference 1993

Im Würgegriff der Aggies
Texas A & M greift nach der National Championship

Die gute Nachricht für die SWC ist, daß die in jüngster Zeit etwas ins Hintertreffen geratene Conference mit Texas A & M einen Mitfavoriten auf den Gewinn der National Championship hat. Das schlechte daran ist für die übrigen Conference-Mitglieder, daß die Aggies das Geschehen so klar beherrschen, daß sich im Grunde keines der anderen Teams ernsthafte Hoffnungen auf den Gewinn der Conference-Championship zu machen braucht.

 

Die Conference der weiten Wege

Bisherige Independents geben der Big West neues Aussehen

Was sich im letzten Jahr bereits abzeichnete, wurde in diesem Jahr wahr. Die Big West, auf der Suche nach einem neuen Image und einer gesünderen Basis, nahm vier bisherige Independents in ihren Reihen auf. Da diese vier aus dem Süden und dem Mittelwesten kommen, vergrößert sich ihr Aktionsradius. Ob dies tatsächlich den gewünschten Image-Gewinn bringt und sportlich wie finanziell ein Erfolg wird, bleibt abzuwarten. Nur soviel ist sicher: Die Reisekosten für Spiele innerhalb der Conference werden aufgrund der geographischen Ausdehnung steigen.

 

Nicht alle Hoffnungen erfüllt

Deutsches Team erreicht nicht ganz das finnische Niveau
Zuschauer-Resonanz in Italien wieder einmal mager

Nach dem Eurobowl in Brüssel ist auch der zweite Höhepunkt des europäischen Football-Jahres 1993 nun Geschichte. Nach dem britischen Erfolg im Europapokal der Landesmeister durch die London Olympians hielten sich in Telgate bei Bergamo die Finnen (deren Meister East City Giants Helsinki im Europacup nur knapp im Halbfinale am Titelgewinner London gescheitert war) schadlos und erspielten sich in Abwesenheit des Titelverteidigers Großbritannien verdient ihre zweite Europameisterschaft nach 1985. Wie auch im Eurobowl das Spiel zwischen Helsinki und London in der Nachbetrachtung als eine Art vorgezogenes Finale gelten könnte, darf man ähnliche Eigenschaften dem EM-Halbfinale zwischen Deutschland und Finnland nicht ganz absprechen. Beide Teams dominierten am Finaltag in den Finalspielen ihre jeweiligen Gegner, Deutschland mußte mit dem dritten Platz vorliebnehmen, ohne in einem Spiel gegen die Italiener beweisen zu können, was als allgemeine Vermutung die Runde machte: daß Deutschland hinter Finnland durchaus Platz zwei gebührt hätte.

 

Spiel um Platz drei

Doch noch Eindruck gemacht
Deutschland rehabilitiert sich im »kleinen Finale« gegen Schweden

Die deutsche Mannschaft zeigte sich im Spiel um den dritten Platz der EM von einer besseren Seite als zwei Tage zuvor im Halbfinale. Erneut war die Verteidigung nahezu unbezwingbar, doch diesmal konnte auch die Offense ihren Teil beitragen, was einen auch in der Höhe gerechtfertigten 21:3-Erfolg über Schweden ermöglichte. Die Schweden waren bei allen guten Ansätzen dabei aber auch eine Klasse schwächer einzuschätzen als die Finnen. Ihr Versuch, ihren stärksten Spieler Theo Blanco wieder und wieder in Szene zu setzen, war gegen die Deutschen wie zuvor gegen die Italiener doch zu eindimensional.

 

1. Halbfinale

Langeweile zum Auftakt
Italien und Schweden bieten Magerkost

In einem schwachen Spiel sicherte sich bei zeitweise strömendem Gewitterregen Gastgeber Italien in der Eröffnungspartie der EM durch ein 9:0 über Schweden das Finalticket. Rund 1.000 Zuschauer bekamen dabei Magerkost geboten, obwohl zwei spektakuläre Kickoff Returns - durch Romano Cinelli zur italienischen Führung und durch Theo Blanco für Schweden - Appetit gemacht hatten.

 

2. Halbfinale

Defense hui, Offense pfui
Deutscher Angriff läßt die eigene Verteidigung im Stich

Optimismus bezüglich des Abschneidens der Mannschaft war vor dem Halbfinale im deutschen Lager in Hülle und Fülle vorhanden, und soweit dies die Defense betraf, war er sogar begründet. Während der ersten Hälfte hatte sie die Finnen bis kurz vor der Pause punktlos gehalten und damit die Möglichkeit eines deutschen Sieges offengehalten. Doch eine völlig indiskutable Angriffsleistung ließ bereits in dieser Phase erkennen, daß der Sieger wohl Finnland heißen würde. Nachdem die deutsche Defense praktisch das gesamte dritte Viertel auf dem Feld war und dabei dicht vor der eigenen Endzone agieren mußte, war das 10:0 für die Finnen schließlich die logische Folge.

 

Spiel um Platz drei

Doch noch Eindruck gemacht
Deutschland rehabilitiert sich im »kleinen Finale« gegen Schweden

Die deutsche Mannschaft zeigte sich im Spiel um den dritten Platz der EM von einer besseren Seite als zwei Tage zuvor im Halbfinale. Erneut war die Verteidigung nahezu unbezwingbar, doch diesmal konnte auch die Offense ihren Teil beitragen, was einen auch in der Höhe gerechtfertigten 21:3-Erfolg über Schweden ermöglichte. Die Schweden waren bei allen guten Ansätzen dabei aber auch eine Klasse schwächer einzuschätzen als die Finnen. Ihr Versuch, ihren stärksten Spieler Theo Blanco wieder und wieder in Szene zu setzen, war gegen die Deutschen wie zuvor gegen die Italiener doch zu eindimensional.

 

Brister und

Majkowski wieder aktiv

Einst als Hoffnungsträger ihrer Teams gehandelt und dann entlassen, fanden die QBs Bubby Brister und Don Majkowski Arbeit als Backups. Mit Einjahresverträgen ausgestattet, unterstützt Brister QB Randall Cunningham bei den Philadelphia Eagles und »Magic« Majkowski QB Jeff George bei den Indianapolis Colts. Beide erhalten weniger als eine Million Dollar Gehalt jährlich.

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten HUDDLE-Ausgabe