HUDDLE Nr. 23 vom 10.06.1993

Miami Hurricanes:

Ein Sturm, der über der Stadt wütet...

Eigentlich sollte die erste Saison des Footballteams der University of Miami im September 1926, ein Jahr nach der Gründung der Hochschule, gestartet werden, ebenso wie die Eröffnung der Universität. Doch ein verheerender Sturm, ein Hurrikan, der am 16. September über die Stadt hinwegfegte, verhinderte das Ereignis. Wie gewalttätig Hurrikane sind, wissen wir. Sie gehören zu den tropischen Wirbelstürmen und entstehen ausschließlich über dem Meer, im Jahresdurchschnitt an der Nordküste Südamerikas, die für Florida bedeutungsvoll sind, etwa sieben. Jamaika, Kuba, Florida und die Südoststaaten der USA werden bei ihrem Durchzug von gewaltigen Starkregen, verheerenden Orkanen und die Küsten oft von meterhohen Sturmfluten heimgesucht. Leider sind diese Stürme nicht allzu selten, und jeder wird wohl schon einmal Berichte über diese Naturkatastrophen zumindest im Fernsehen verfolgt haben. Bis vor wenigen Jahren wurden »Hurricanes« zur kurzen Bezeichnung mit weiblichen Vornamen benannt, wie heute noch bei uns üblicherweise Tiefdruckgebiete. Aufgrund anhaltender Proteste amerikanischer Frauenvereinigungen werden seit 1979 auch männliche Vornamen verwendet. Aber zurück zur University of Miami: Man hatte in den ersten Wochen nach dem Hurrikan anderes zu tun, als so richtiges Interesse an Feierlichkeiten und am Football aufkommen zu lassen. So wurden die Türen der neuen Hochschule erst am 18. Oktober geöffnet. Fünf Tage später sollte das Footballteam gegen das Rollins College die »Inaugural Saison«, die Premieren-Saison beginnen. Am Abend vor dem Spiel besuchte Jack Bell, seines Zeichens Sportreporter, das letzte Training der Mannschaft vor dem Ereignis. Interessiert wie er war, wollte er von den Spielern wissen, wie sie das Team benennen wollen, und erzählte ihnen, daß »lokale Würdenträger« und die Offiziellen der Universtät daran dachten, dem Team den Namen einer einheimischen Blume oder eines Vogels zu verleihen. Porter Norris, Spieler des neuen Teams, erwiderte für alle seine Kameraden, seine Mannschaft stünde nicht hinter dem Namen irgendwelcher örtlichen Flora oder Fauna. Da das Eröffnungsspiel wegen eines Sturmes verschoben werden mußte, schlug er vor, die Mannschaft »Miami Hurricanes« zu nennen. Bell konnte der Logik von Norris folgen, und schon stand dieser Name in den Berichten der Zeitung. Allein Ev Sewell, den Vorsitzenden der Handelskammer, wurmte dieser Name. Er war äußerst verärgert über die Namensgebung, da seiner Meinung nach dieser Name für die Stadt, die ihr »Hurricane Image« gerade wieder abschütteln wollte, von Nachteil sei. Bell machte sich für »Miami Hurricanes« stark und schloß letztendlich eine Übereinkunft mit Sewell: Sollte das Team unter dem Namen Siege erzielen, sollte »Hurricanes« Bestand haben. Die Mannschaft stand hinter dem Namen und nahm sich auch aus diesem Grunde einiges vor. Alle acht Spiele dieser ihrer ersten Saison wurden gewonnen. Doch auch in den 30er und 60er Jahren wurden Kampagnen ins Leben gerufen, sich des Namens des Footballteams zu entledigen. Die Befürchtungen Sewells lebten auf, daß der Name dem Tourismus und der Entwicklung der Stadt Schaden zufügen könnte. Trotz aller Aktionen wurde aber bis heute am Namen festgehalten. Ein Sprecher der Uni drückte es so aus: »Glaubt denn jemand ernsthaft, daß in Chicago massenhaft Bären frei umherlaufen, nur weil die Stadt ein Footballteam hat, das so heißt?«. Wenn Bell nicht vor dem damaligen Spiel die Footballer gefragt hätte, würde das Team vielleicht heute »Miami Orange Blossoms« nach der Staatsblume »Orangenblüte«, »Miami Sabal Palms« nach dem Staatsbaum »Fächerpalme« oder »Miami Mockingbirds« nach dem Staatsvogel »Spottdrossel« heißen. Oder nach dem Bei-namen des Staates Florida, »Sunshine State«, »Miami Sunshine«. Und obwohl die Everglades nur wenige Kilometer westlich von Miami entfernt liegen, konnte beispielsweise der Name eines gefährlicheren Tieres aus dieser Region nicht gewählt werden. »Gators« wurde schon an ein Team aus Florida im Jahr 1908 vergeben (siehe HUDDLE 7/93). Und, die zumindest deutschen Touristen ficht ein Hurrikan nicht an, wenn man den jüngsten Statistiken Glauben schenken will - ebensowenig wie Erdbeben in Kalifornien. Viel eher die erschreckende Kriminalität, die im übrigen in der deutschen Presse ganz besonders platt gewalzt wird. Miami feierte übrigens in den letzten Jahren seine größten Erfolge. Viermal konnte man seit 1983 National Champion werden, 1987 unter Coach Jimmy Johnson, der mit den Dallas Cowboys im Januar 1993 den Super Bowl gewann.

 

Herzklopfen

Endscheidung in den letzten Sekunden

Es gibt Football-Spiele, die sind bis zur letzten Sekunde spannend. Am vergangenen Sonntag aber sahen rund 2.500 Fans im Düsseldorfer Turu-Stadion ein Match, daß sogar nach Ablauf der regulären Spielzeit noch für Herzklopfen sorgte. Im Duell der beiden deutschen Rekordmeister Düsseldorf Panther und Berlin Adler gab es keinen Sieger. 21:21 trennten sich die beiden Teams. Panther-Ballträger Bodo Flemmig sorgte im allerletzten, einem Zusatz-Spielzug, mit einem Lauf über zwei Meter für das Happy End. Acht Sekunden verbleibende Spielzeit zeigte die Uhr an, als Martin Driever die Panther beim Stande von 14:21 noch einmal bis zur 8-Meter-Linie der bislang ungeschlagenen Berliner brachte. Die Raubkatzen versuchten anschließend, per Paß-Attacke die restlichen Meter zu überbrücken. Die Berliner konnten den drohenden Touchdown nur durch eine Pass Interference verhindern. Anschließend war aber die Zeit abgelaufen.

 

Siebte Niederlage in Folge

Silver Eagles weiter auf Playoff-Kurs

Nur 300 Zuschauer sahen die 8:49-Heimpleite der Giants, die es wieder einmal nicht schafften, ihre spielerischen Möglichkeiten in Punkte umzusetzen, während die Hamburger konsequent alle Lücken in der Dortmunder Defense ausnutzten und zu einem ungefährdeten Sieg kamen.

 

Die Rache der Sharks

Hurricanes gesellen sich zum Abstiegsquartett

Die »Rache« der Monheim Sharks, die das Hinspiel gegen die Solingen Hurricanes mit 14:23 verloren hatten, war fürchterlich. Im heimischen Rheinstadion wuchsen die Haie über sich hinaus und sorgten mit einem auch in der Höhe verdienten 31:10-Erfolg dafür, daß der Kreis der Abstiegsgefährdeten, zu dem bisher neben den Sharks noch die Berlin Rebels und die Dortmund Giants gezählt werden mußten, nun um die Klingenstädter erweitert wurde. Hurricanes-Head Coach Frank Pfliegner trauerte in Hinblick auf den direkten Vergleich gleich drei verlorenen Punkten nach.

 

Note sechs: 6:66

Rebels demonstrieren körperlose Football-Variante

Es war schon erstaunlich wie die Rebels es schafften, zumindest in der ersten Halbzeit nahezu ohne Körperkontakt nur 42 Punkte zu kassieren. Die 400 Zuschauer wären gespannt auf den Kommentar des Stadionsprechers gewesen. Nur, das ist ein leidiges, und auch ganz anderes Thema, ein neues, gerade erst für 400.000 DM neu installiertes Stadionbeschallungssystem konnte nicht eingesetzt werden. Wenige Tage zuvor ließen Fußballfans bei der Zweitliga-Aufstiegspartie Tennis Borussia gegen »Eisern« Union Berlin neun Beschallungsboxen »mitgehen«. Praxistest gegen Hooligans: Boxen nicht eisern genug!

 

Erneutes Shutout

Falken in akuter Abstiegsnot

Eine nur durchschnittliche Leistung des Tabellenführers genügte, um die Bad Homburg Falken in arge Abstiegsnöte zu bringen. Trotz des deutlichen 34:0-Erfolges konnten die Münchener, wie bereits am vergangenen Wochenende gegen die Comets, nicht an ihre bisher gezeigten Leistungen anknüpfen und boten den 1.500 Zuschauern, abgesehen vom letzten Viertel, eine eher farblose Vorstellung.

 

Nerven versagten

Hanau glücklicher Sieger in einem ausgeglichenem Spiel

Bei brütender Hitze sahen 600 Zuschauer, wie die Hanau Hawks im Spitzenspiel bei den Noris Rams mit 15:13 beide Punkte entführten. In einem hochklassigen Spiel kämpften alle Spieler bis zum Schluß, und ein Unentschieden wäre wohl der gerechteste Ausgang gewesen. Ausschlaggebend waren die Nerven, die die Rams in entscheidenen Situationen nicht im Griff hatten, und daß sie zu viele Strafen bekamen, so daß sie sich selbst um einen besseren Spielausgang brachten. Mit den Hawks gewann am Ende das diszipliniertere Team.

 

Totgesagte leben länger

Royals schmelzen bei über 42 Grad Celsius

560 Zuschauer konnten endlich wieder einmal feiern. Ihre Greifs konnten bei unerträglicher Hitze die Regensburger mit 28:21 in ihre Schranken verweisen.

 

Erst Führung, dann Niederlage

Knights profitieren von »mentalem Fehler«

Im Kopf gesiegt hatten wohl einige der Comets-Spieler bereits vor dem Spiel gegen die Rothenburg Knights. Und so wie die Cowboys die alte Weisheit, daß ein Spiel erst nach dem Schlußpfiff zu Ende ist und man dann erst entweder gesiegt oder verloren hat, in der vergangenen Woche schlucken mußten, so waren es gegen die Knights diesmal die Comets. Man hatte das Gefühl, das bis auf einige Ausnahmen das Gros der Mannschaft das Spiel schon vor dem Anpfiff abgehakt hatte, zu deutlich ließ man sich vor eigenem Publikum von den keineswegs so starken Knights phasenweise vorführen.

 

Düsseldorf wie ein Absteiger

Kein Spitzensport im Spitzenspiel

Durch die 7:33-Niederlage der Düsseldorf Bulldozer gegen die Bergischen Löwen aus Remscheid steckt der rheinische Traditionsverein jetzt mitten im Abstiegskampf. Die Troisdorf Jets haben durch den knappen 6:3-Erfolg im Spitzenspiel bei den Leverkusen Leopards zum Tabellenführer aus Köln aufgeschlossen und dadurch weiterhin die Chance auf eine Rückkehr in die 1. Bundesliga gewahrt.

 

Alles offen

Spannung im Kampf um die Meisterschaft

Im Spitzenspiel der 2. Bundesliga Mitte bezwangen die Stuttgart Scorpions die Backnang Wolverines erst nach zähem Ringen im letzten Viertel mit 40:25 und bleiben damit vorerst Tabellenführer. Die Gamblers aus Frankfurt halten aber mit ihrem 31:13-Sieg bei den Ulm Sparrows Anschluß, während die Mannheim Redskins sich gegen die Schwäbisch Hall Unicorns in einem punktereichen Spiel mit 47:35 durchsetzten. Die Darmstadt Diamonds treffen erst am 10. Juni auf die Kaiserslautern Warriors, das derzeitige Schlußlicht.

 

Devils knacken ganz harte Nuß

Defense und starke Offensive Line machen den Unterschied aus

Als echte Mannschaft präsentierten sich die Hamburg Blue Devils bei ihrem ersten Auswärtsspiel überhaupt. Vor 900 Zuscheuern, die bei Temperaturen von knapp 30 Grad ein Spiel der europäischen Spitzenklasse zu sehen bekamen, besiegten die Hamburger den amtierenden französischen Meister aufgrund einer homogenen Mannschaftsleistung.

 

Charity Bowl

Für UNICEF gegen die Amerikaner
Hamburg Blue Devils fordern die Pacific Lutheran University

Am Sonnabend ist es soweit. Mit Spannung erwartet Football-Deutschland den zum erstenmal ausgetragenen Charity Bowl zu Gunsten von UNICEF. Im Hamburger Volksparkstadion kommt es zu einem jener noch seltenen Aufeinandertreffen heimischer Football-Künstler mit einer Mannschaft aus dem Mutterland des Sportes. Als Gastgeber erwarten die Hamburg Blue Devils die PLU Lutes von der Pacific Lutheran University, eine College-Mannschaft aus der NAIA, Division II.

 

Paris Castors gegen Argonauts

Am 12. Juni gibt es in Paris den Kampf um den »Casque D’Or«. Zum siebten Mal in Serie haben am Ende der französischen Meisterschaftsrunde die beiden Traditionsvereine aus Paris und Aix-en-Provence die Nase vorn und tragen die Schlacht um den ultimativen Ruhm in Form eines goldenen Helmes unter sich aus.

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten HUDDLE-Ausgabe