Das Thema:
Eine Liga wie die NFL lebt von ihren Stars. Und in kaum einer anderen Disziplin werden die profiliertesten Akteure derart angebetet wie im Profi-Football. Verstärkt wird ihr scheinbar übermenschliches Auftreten durch die Football-typische Ausrüstung, die die Vorstellungen üblicher menschlicher Körpermaße sprengt. Da vergisst man leicht, dass in den Gladiatoren-Panzern immer auch ein Mensch steckt.
Was passiert, wenn man den Blick auf diese Menschen richtet? Dann erklärt sich vieles, was dem oberflächlichen Betrachter zunächst verwirrend erscheint. Wenn ein Mensch von Kindheit an gewöhnt ist, seinen eigenen persönlichen Erfolg dem des Teams unterzuordnen, doch seine Mannschaft einfach nicht oft genug siegen kann - dann ist der plötzliche Abschied von der eigenen Profi-Laufbahn wie bei Barry Sanders nicht mehr ganz so unerklärlich. Und wer hätte gedacht, dass ein vierjähriger Junge namens Tom Brady aus dem Besuch eines NFL-Spieles mit einer legendären Vorstellung von Joe Montana für sein ganzes Leben so viel Motivation gezogen hat, dass er inzwischen dessen legitimer Nachfolger als Superstar unter den Quarterbacks geworden ist?
Brady, Montana, Barry Sanders, Deion Sanders und sechs weitere der wichtigsten NFL-Akteure aus Vergangenheit und Gegenwart - Peyton Manning, Brian Urlacher, Bill Parcells, Reggie White, Ray Lewis und Art Monk - werden in diesem Buch ausführlich vorgestellt. Ein Blick auf zehn außergewöhnliche Lebensläufe, die Sportgeschichte schrieben.
|
Leseproben:
... Tom Brady wuchs in einer wahren Sport-Familie in der Nähe von San Francisco auf. Sein gleichnamiger Vater war ein leidenschaftlicher Sportfan und versuchte, seinen Kindern so viel von seinem Hobby zu vermitteln, wie er nur konnte. So kam es, dass der kleine Tom zusammen mit seinen drei älteren Schwestern Maureen, Julie und Nancy regelmäßig die Spiele der San Francisco 49ers im Candlestick Park besuchte. Eines seiner ersten Spiele sollte ihm dabei im Gedächtnis haften bleiben. ...
... Die öffentliche Meinung in den USA blieb gespalten. Die Vorwürfe belasten unverändert die Vita von Lewis, doch für die Medien schien das Thema weitgehend erledigt. Aber als sich die Ravens in der folgenden Saison 2000 nach einem holprigen Start tatsächlich bis in das Endspiel durchkämpften, wurde die Geschichte im allgemeinen Super-Bowl-Hype sofort wieder hochgekocht: Vom Tag der Ankunft des Teams in Tampa bis zum Schlusspfiff gab es kein interessanteres Sujet für die zahllosen Medienvertreter. Was die Kritik an Lewis dabei noch zusätzlich anfachte ...
... Er war erst in seinem dritten College-Jahr richtig aufgeblüht, als er Washington State zur ersten Rose-Bowl-Teilnahme seit 1931 geführt hatte. Die Medien verglichen Leaf mit einem Rohdiamanten, der mit dem richtigen Feinschliff noch heller strahlen könnte als Manning. Letzterer galt mit seinen 1,96 Metern und über 100 Kilo als Prototyp des „Pocket Passers“, allerdings auch als steif und unbeweglich - im Übrigen ganz im Gegensatz zu seinem Vater Archie ...
... Monk wuchs körperlich und verlor seine Schlaksigkeit. Von nun an konnte er sich auf die Position konzentrieren, die er immer spielen wollte, welche die NFL-Helden seiner Kindheit - Otis Taylor, Charlie Taylor und Paul Warfield - inne hatten: Wide Receiver. Aber da er immer noch der größte Spieler seiner Mannschaft war, postierte man ihn immer wieder auf beiden Seiten der Line. Da ihm klar wurde, dass er momentan wohl kaum auf seiner Lieblingsposition eingesetzt werden würde, suchte er den Ausgleich in einer anderen Sportart ...
... Die 49ers lagen mit drei Punkten zurück, nur noch knapp mehr als drei Minuten waren zu spielen, und die Männer mit dem Goldhelm standen mit dem Rücken kurz vor der eigenen Endzone. Was dann folgte, ging in die Annalen der NFL ein und lässt bei wohl fast jedem Footballfan die Augen glasig werden. „Ist das nicht John Candy ...
... „Wenn sie wollen, dass du das Essen kochst, dann sollten sie dich zumindest auch einige Zutaten einkaufen lassen“, begründete Parcells bissig-ironisch seinen Weggang zu den New York Jets vor Ablauf der vereinbarten Vertragszeit. Um den Wunsch-Coach aus dem Vertrag frei zu bekommen, arrangierten die Jets ein Wechselspiel mit Bill Belichik als Trainer (der dann in der Realität Assistent von Parcells wurde) und ...
... Das einzige, was nun noch zum Greifen nah schien, war der Titel als bester Läufer für die Rookie-Sensation Barry Sanders. Kansas Citys Star Christian Okoye, besser bekannt als der „nigerianische Albtraum“, war in der Saison 1989 auf 1.480 erlaufene Yards gekommen. Und Barry Sanders war in seinem letzten Saisonspiel gegen die Altanta Falcons wenige Minuten vor Spielende nur zehn Yards von dieser Marke entfernt ...
... Über die Gründe wurde reichlich spekuliert, eine Interpretation ist sicherlich, dass jemand wie Deion Sanders einfach nicht mit Mittelmaß - und nichts anderes waren die Redskins um die Jahrtausendwende - zurecht kam. Er würde sich künftig aufs Fischen konzentrieren, so lange, „bis keine Fische mehr im See sind“, sagte er nach seiner Entscheidung, die so vollkommen unspektakulär daher kam, dass sie umso unglaublicher erschien. Keine lang angekündigte Abschiedstour durch die Stadien, keine Honoratioren bei seinem letzten Spiel und auch ...
... Landesweite Aufmerksamkeit war Urlacher im dritten Spiel der Saison bei den Atlanta Falcons zuteil geworden. Die Partie war im Vorfeld zum Aufeinandertreffen der beiden NFL-Shooting-Stars jener Zeit hochstilisiert worden. Auf der einen Seite stand Quarterback Michael Vick für die Falcons, auf der anderen Urlacher. Eigentlich schlug sich der Spielmacher der Atlanta Falcons mit einem Quarterback-Rating von 100,7 in dieser Partie gar nicht schlecht, aber ...
... Als ich in der siebten Klasse war, habe ich dann etwas gefunden, bei dem mir all das nützte. Ich war gut im Football und konnte hier meine Größe nutzen und erfolgreich sein, wenn ich mich nur an die Regeln dieses Spieles hielt. Ich erinnere mich, dass ich einmal meiner Mutter gesagt habe, dass ich eines Tages ein professioneller Footballspieler sein würde und ich sie dann für den Rest ihres Lebens versorgen könnte.“ Um dieses Ziel erreichen zu können, musste der Junge, den sie „Bigfoot“ nannten, aber zunächst etwas von seiner Gutmütigkeit verlieren - zumindest auf dem Spielfeld. Sein erster Trainer Robert Pulliam musste den jungen White immer wieder provozieren, um das von ihm zu bekommen, was einen guten Defensive-Line-Spieler neben vielem anderen ausmacht ... |