HUDDLE Nr. 25 vom 20.06.2002

Ich will mir Respekt verschaffen«

Jamal Robertson - der Star-Running-Back von Rhein Fire

Gerade einmal sechs Punkte hat die Offense des Gastgebers bei World Bowl X in seinen beiden letzten Spielen erzielt und keinen Touchdown. Trotzdem wartet im Finale vor allem auf die Defense von Berlin Thunder ein Problem: Sie muss den Spieler stoppen, der dem Fire-typischen lauflastigen Angriff in den ersten sieben Spielen der Saison seinen Stempel aufgedrückt hat, als er im Schnitt beinahe 100 Yards pro Partie lieferte. Jamal Robertson ist vom fünfmaligen Super-Bowl-Champion San Francisco 49ers an den Rhein geschickt worden, nachdem er die vergangene Saison in der Practice Squad der Calgary Stampeders in der CFL verbrachte.

 

Düsseldorf im Football-Fieber

Eine Woche Party zum Saisonhöhepunkt

Viele haben das schon länger gewusst oder zumindestens geahnt: In Düsseldorf ist alles etwas anders als im Rest der Republik. Und so wird’s auch diesmal kommen. Während Sport-Deutschland im Fußball-Fieber von feuchten Fantasien über fantastische Erfolge seiner Nationalkicker umgetrieben wird, gilt zwischen Königsallee und Rheinstadion das Interesse der Fans dem Football. Am 22. Juni findet das Duell Rhein Fire gegen Berlin Thunder als letzte Veranstaltung überhaupt in der 1926 erbauten, altehrwürdigen Arena im Düsseldorfer Norden statt: das Finale um World Bowl X.

 

Happy End nach mäßigem Start

Todd Husak wurde zum Top-Quarterback dieser Saison

Die Erfahrung zeigt, dass in der NFL Europe nur die Mannschaften eine wirkliche Chance auf den ganz großen Wurf, sprich den World-Bowl-Erfolg, haben, die einen guten Quarterback haben, und Berlin Thunder hat mit Todd Husak, da kann die Statistik sagen, was sie will, den besten dieser Saison. Dass man das am Ende der Saison würde sagen können, war am Anfang nicht unbedingt abzusehen. Husak tat sich anfangs schwer und schwamm sich erst frei, als das Angriffsspiel durch einen Neuzugang schwer ausrechenbar wurde.

 

Noch »unverbraucht«

Ahman Green ist Green Bays Hoffnungsträger für die nahe Zukunft

Sollte es jemals eine TV-Quizshow über die Green Bay Packers geben, dürfte folgende Frage auf keinen Fall fehlen: Was haben der 11. Februar 1992 und der 15. April 2000 gemeinsam? Die Antwort: Beide werden wohl als jene Tage in die Geschichte der Packers eingehen, an denen Ron Wolf, der ehemalige General Manager der Packers, zwei der einseitigsten und erfolgreichsten Tauschgeschäfte der jüngeren NFL-Geschichte inszenierte. Die Wiederauferstehung der Packers hatte 1991 nach einem Tauschgeschäft mit den Atlanta Falcons, das einen gewissen Quarterback namens Brett Favre nach Green Bay brachte, begonnen. Neun Jahre später gelang Wolf ein ähnlich genialer Schachzug, als er RB Ahman Green von den Seattle Seahawks per Trade nach Green Bay holen konnte.

 

Keiner will der Favorit sein

Angriffsstarke Berliner fordern rheinische Defensiv-Künstler

Die Konstellation beim diesjährigen World Bowl ähnelt der beim letzten. Während der eine, Rhein Fire, von Beginn an an der Spitze mitmischte, schaffte der andere, damals wie heute Berlin Thunder, erst auf der Zielgeraden den Sprung in das Finale. Im letzten Jahr triumphierte bekanntlich der Last-Minute-Finalist aus Berlin. Und dieses Mal? Der HUDDLE verglich die beiden Kontrahenten Position für Position und kam zu dem Ergebnis: Einen klaren Favoriten in Düsseldorf gibt es nicht.

 

15 Minuten genügen

Crocodiles machen mit Kiel im vierten Viertel kurzen Prozess

Auch in ihrem dritten Saisonspiel am vergangenen Samstag konnten die Kiel Baltic Hurricanes keinen Punktgewinn verzeichnen. Mit 6:35 musste man sich den Cologne Crocodiles geschlagen geben. Dabei hielten die Kieler das Spiel bis ins vierte Viertel hinein offen, doch dann mussten sie sich nach einen wahren Sturmlauf der Domstädter vor 1.300 Zuschauern doch noch klar geschlagen geben.

 

Ende einer schwarzen Serie

Scottish Claymores holen ersten Sieg in Barcelona

Die letzte Vorstellung der Barcelona Dragons im Olympia-Stadion von 1992 (im nächsten Jahr zieht man um in das Mini Estadi des FC Barcelona) endete zwar genauso wie die Saison als ganzes, mit einem Misserfolg, aber immerhin war’s beim 24:27 gegen die Scottish Claymores unterhaltsam. Ein Field Goal knapp zwei Minuten vor Spielende und eine Interception 40 Sekunden vor Schluss verhalfen den Gästen zu ihrem ersten Sieg in Barcelona überhaupt.

 

HUDDLE-MVP:

Anthony White

Eine der schönsten Seiten am Sport ist, dass er immer wieder außerplanmäßig Helden hervorbringt, Spieler ins Rampenlicht katapultiert, die vorher niemand auf der Rechnung hatte. RB Anthony White von Berlin Thunder ist so ein Fall. Fast wäre die NFL-Europe-Saison 2002 für den 25-Jährigen, der als Allocated Player von den Arizona Cardinals in Europa spielt und sich 2000 und 2001 erfolglos bei den Oakland Raiders und den St. Louis Rams versucht hatte, zum Reinfall geworden. Im Trainingslager nämlich war White von Thunders Head Coach Peter Vaas ausgemustert worden, wurde danach in der Practice Squad der Frankfurt Galaxy »geparkt« und kam nur wegen der verletzungsbedingten Ausfälle von Walter James und Mukala Sikyala zu Thunder zurück. In den letzten Wochen war er mehr und mehr zu einem entscheidenden Faktor im Angriff von Thunder geworden. Gegen die Galaxy war er dann der überragende Mann. Seine 197 Rushing Yards sind neuer Thunder-Rekord und die drittbeste Ausbeute in einem Spiel in der Ligageschichte.

 

Nur einer hatte World-Bowl-Format

Berlin Thunder überrennt harmlose Frankfurt Galaxy

Das Finale ums Finale hielt nur eine Halbzeit lang, und auch nur vom Ergebnis her, was man sich davon versprochen hatte, weil an diesem Abend nur eine Mannschaft World-Bowl-Format hatte. Berlin Thunder schlug die Frankfurt Galaxy letztlich mit 27:7, hätte höher gewinnen können und schrieb dabei NFL-Europe-Geschichte. Als erstes Team schaffte Thunder nach einem Saisonstart mit drei Niederlage noch den Einzug in den World Bowl.

 

Der Fürst der Dunkelheit

Jon Gruden beeindruckt mit Organisationstalent und seinen Macken

Wenn in Tampa und Umgebung vom Fürsten der Dunkelheit gesprochen wird, dann ist damit nicht der gehörnte Herr der Unterwelt gemeint, sondern Buccaneers-Head-Coach Jon Gruden. Dieser verdankt diesen Spitznamen einigen doch recht ungewöhnlicher Marotten. Dass er seinen Arbeitstag bereits um vier Uhr morgens beginnt, ist selbst für einen Head Coach in der NFL sehr früh, wenn auch nicht ungewöhnlich. Dass er sein Büro erst nach Einbruch der Dunkelheit verlässt, ist eigentlich ein ungeschriebenes Gesetz für Head Coaches. Dass er den ganzen Tag ohne Licht in seinem Büro arbeitet, lässt nicht nur alle Augenärzte in Tampa und Umgebung aufhorchen. Doch dass er die Scheiben seines Büros mit undurchsichtigen Folien verklebt hat, um vom Treiben auf den Straßen nicht abgelenkt zu werden, dies ist schlicht schrullig. Und was sagt Gruden selbst dazu: »Ich liebe halt die Dunkelheit. Außerdem verbessert es die Sicht auf den PC und den Videomonitor.«

 

Braunschweig im Eurobowl-Finale

Finnen halten lange mit

Wer im Eurobowl-Halbfinale einen klaren Sieg der Braunschweig Lions gegen die Seinäjoki Crocodiles erwartet hatte, sah sich gründlich getäuscht. Vor der für Braunschweiger Verhältnisse enttäuschenden Kulisse von 5.900 Zuschauern lieferten sich die beiden Teams ein spannendes Spiel, das erst in der Schlussphase entschieden wurde. Dass die Lions dabei mit 15:7 die Oberhand über den Finnischen Meister behielten, war wieder einmal einer bärenstarken Leistung ihrer Verteidigung zu verdanken.

 

Generalprobe geht daneben

Fire schont sich in Hinblick auf den World Bowl

Na, das hat Rhein Fire ja prächtig hinbekommen. Mit einer rundum erbärmlichen Vorstellung kassierten die Düsseldorfer beim 10:28 gegen die Amsterdam Admirals ausgerechnet im 50. Heimspiel der Team-Geschichte nach zuletzt acht Siegen in Folge seit April 2001 die höchste Pleite überhaupt im heimischen Rheinstadion. Zudem verpasste es die Truppe von Cheftrainer Pete Kuharchek, einen neuen Franchise-Rekord mit acht Siegen aufzustellen und Revanche für die Auftaktniederlage in der Amsterdam ArenA zu nehmen.

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten HUDDLE-Ausgabe