HUDDLE Nr. 51 vom 20.12.2001

Klasse-Finale mit kleinem Schönheitsfehler

Im Rose Bowl geht es nicht nur um die Meisterschaft

Wenn die Spieler von Miami und Nebraska am Abend des 3. Januar in Pasadena Helm und Shoulder Pads überstreifen, dann geht es zu allererst einmal darum, den National Champion der Saison 2001 zu ermitteln. Aber der College Football auf seiner höchsten Ebene, der NCAA Division 1-A, wäre nicht der College Football, wenn das so einfach wäre. Weil das Verdikt der Computer-Rangliste der Bowl Championship Series (BCS), Nebraska mit hauchdünnem Vorsprung zum Endspiel-Gegner der Hurricanes zu machen und nicht Oregon oder Colorado, einem Großteil der College-Football-Welt nicht passt, geht es im Rose Bowl indirekt auch um die Zukunft der BCS. Das ist schade, denn das ganze Theater um die BCS lenkt von einem potenziellen Klasse-Finale ab.

 

Das Meisterstück

Steelers sichern sich vorzeitig Divisionstitel

Das PSINet Stadium, Domizil der Baltimore Ravens, das in der Regel auf Grund einer vorhersehbaren Niederlage nicht gerade beliebtes Reiseziel von Gäste-Teams ist, entwickelt sich mehr und mehr zum zweiten Heimstadion der Pittsburgh Steelers. Auch in ihrem vierten Auftritt gingen sie als strahlender Sieger vom Platz, wobei der vierte mit 26:21 wohl der schönste war, bescherte ihnen dieser doch gleichzeitig den Divisionstitel sowie eine gelungene Revanche für die 10:13-Heimniederlage vom achten Spieltag.

 

We are back!

Bears lassen Buccaneers am ausgestreckten Arm verhungern

Nur eine Woche konnten sich die Packers an der Spitze der AFC Central sonnen. Hinweg mit ihnen, das ist definitiv in diesem Jahr Bärenland. Mit einer eindrucksvollen Vorstellung meldeten sich die Chicago Bears zurück. Opfer waren die Tampa Bay Buccaneers, die mit 27:3 »abgewatscht« wurden. Positiver Nebeneffekt: Mit dem Sieg sicherten sich die Bears drei Spieltage vor Schluss ihr Playoff-Ticket (das letzte gab es 1994) und haben es jetzt wieder selbst in der Hand, die Division zu gewinnen.

 

Das Ding war schnell gegessen

San Francisco 49ers spielen Miami Dolphins an die Wand

Hätte man nicht gewusst, dass beim Spiel der San Francisco 49ers gegen die Miami Dolphins zwei Teams mit 9-3-Bilanzen auf dem Platz standen, man hätte es kaum vermutet. Um nicht missverstanden zu werden: Ein Team erwies sich seiner Bilanz sehr wohl als würdig, das waren die 49ers, die letztlich locker mit 21:0 gewannen. Die Dolphins präsentierten sich zum Auftakt des »Fourth Quarter« dieser Saison in einer Verfassung, wie man sie bei ihnen in den letzten Jahren so desolat immer erst in den Playoffs gesehen hatte.

 

Lange Gesichter in D.C.

Washington lässt gegen Philadelphia zu viele Chancen aus

Der Traum der Washington Redskins vom größten »Turnaround« der NFL-Geschichte - Erreichen der Playoffs nach 0-5-Saisonstart - wird sich wohl doch nicht mehr erfüllen. Nach der 6:20-Niederlage gegen die Philadelphia Eagles würde ihnen nur noch ein kleines Wunder helfen. Das Ärgerliche aus ihrer Sicht war, dass man die Eagles, die zwar auch im sechsten Auswärtsspiel dieser Saison siegreich waren, aber keineswegs überzeugten, durchaus hätte packen können.

 

Aller guten Dinge sind drei

Chiefs bringen Broncos im Playoff-Rennen zum Stolpern

Den Denver Broncos geht im Playoff-Rennen langsam die Luft aus. Als heißer Meister-Aspirant in die Saison gestartet, versuchten sie bislang vergeblich, ihre Form zu halten. In den letzten neun Spielen wechselten sich Sieg und Niederlage wöchentlich ab. Folglich musste, nach dem 20:7-Erfolg über die Seahawks am letzten Spieltag, gegen die Kansas City Chiefs diese Woche wieder eine Niederlage her. So war es dann auch, nach einer spannenden Schlussphase siegten die Chiefs in der Verlängerung mit 26:23.

 

Zeit der Entscheidungen

Erste Playoff-Teilnehmer stehen fest

Mit den Pittsburgh Steelers, den Oakland Raiders und den Chicago Bears qualifizierten sich am Sonntag die ersten Teams für die Mitte Januar startenden Playoffs. Steelers und Raiders stehen drei Spieltage vor Schluss gleichzeitig auch als Meister ihrer Divisionen fest. Die Steelers bezwangen Super-Bowl-Titelverteidiger Baltimore Ravens im Schlüsselspiel ihrer Gruppe, die Raiders gewannen am Samstag in San Diego und erhielten tags darauf die nötige Schützenhilfe aus Kansas City, wo die Chiefs den letzten theoretischen Konkurrenten Denver nach Verlängerung bezwangen.

 

Treffen unter anderen Vorzeichen

Footballspieler als OSZE-Beobachter im Kosovo

Eine ungewöhnliche Begegnung hatten DB Frank Schleehuber von den Franken Knights und OL Robert Haas von den Rüsselsheim Razorbacks. Normalerweise treffen die beiden Footballspieler zweimal im Jahr auf dem Footballfeld aufeinander. Doch Mitte November begegneten sich die beiden GFL-Akteure in Griechenland. Grund war allerdings kein gemeinsamer Urlaub oder ein Footballspiel, sondern ein gemeinsamer Einsatz als OSZE-Beobachter bei den Parlamentswahlen im Kosovo. »Man sieht die Dinge etwas differenzierter. Wenn man sich vor Ort ein Bild von der Lage gemacht hat, sieht dann nicht mehr alles so aus, wie es von den Medien suggeriert wird«, sagt Schleehuber.

 

Das nächste Jahr kann kommen

Jörg Heckenbach bleibt bei Thunder und den Lions

Wie kommt ein gebürtiger Düsseldorfer zum Football? Na, wie wohl? Keine Ahnung? Natürlich durch den Karneval. Als Jörg Heckenbach 1988 in Düsseldorf auf eine Karnevalsparty ging, ahnte er natürlich noch nicht, wie sehr dieser Abend sein Leben verändern sollte. Ein damaliger Freund war im Outfit eines Football-Spielers erschienen, und natürlich wollte der bis dahin Fußball spielende Jörg Heckenbach wissen, welche Sportart man in dieser »Rüstung« ausüben könne. Nicht, dass eine Karnevalsparty nun gerade der »klassische« Ort wäre, um neue Football-Talente zu entdecken, aber Jörg ist mittlerweile zu einem der gefährlichsten deutschen Wide Receiver in der NFLE und der GFL geworden, und der Traum vom Sprung in die NFL kann immer noch Realität werden. Aber der Reihe nach...

 

Die Mischung macht‘s

Markus Schöpf ist nicht nur talentiert, er arbeitet auch hart

Außerhalb des Spielfeldes gehört Markus Schöpf eher zu den zurückhaltenden Zeitgenossen, doch auf dem Rasen zählt er mit zum Besten, was die GFL im Bereich der deutschen Wide Receiver zu bieten hat. In seinen drei Spielzeiten bei den Munich Cowboys hat sich der quirlige Ballfänger vom Talent zum Leistungsträger gemausert, und das trotz oder gerade wegen der harten Konkurrenz im Kader der Isar-Städter. Egal, ob Mitch Running, Jason Melnick oder Kai-Erik Lyck, der 23-Jährige bekam immer seine Spielzeit und zahlte dies mit tollen Leistungen zurück. Er war maßgeblich an zwei »Perfect Seasons« der Cowboys beteiligt, wenngleich bei ihm noch deutlich die Enttäuschung über das Scheitern im diesjährigen Halbfinale gegen Braunschweig herauszuhören ist.

 

Champions durch die Hintertür?

Oregon und Colorado brauchen Hilfe ausgerechnet von Nebraska

Das von der BCS angerichtete Meisterschaftstheater hat für manche auch sein Gutes, für den Fiesta Bowl zum Beispiel und den Fernsehsender ABC. Seit es das Spiel des Ersten gegen den Zweiten der BCS-Rangliste gibt, leiden die übrigen Top-Bowls, die gerade nicht Endspiel-Ort sind, unter ihrer geringeren Bedeutung. Da der Sieger des Spiels Oregon gegen Colorado dieses Mal außerplanmäßig aber doch noch Meister werden könnte, dürften ein »volles Haus« und hohe TV-Einschaltquoten garantiert sein.

 

Bowl-Spaß in Orlando

Ritzmann zieht positive Bilanz

Fast hätte es mit dem Traumfinale aus deutscher Sicht geklappt: Tennessee mit Deutschlands zurzeit größtem Football-Talent, DE Constantin Ritzmann, im Rose Bowl gegen Miami. LSU machte dem Traum im SEC Championship Game ein Ende, und dann wollte die BCS Tennessee noch nicht einmal für den Orange Bowl, eine Enttäuschung zwar, aber für Ritzmann auch kein Drama.

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten HUDDLE-Ausgabe