HUDDLE Nr. 43 vom 28.10.1993

Die Hingabe fehlt...

Seminoles Jim Gladden in Deutschland

Jim Gladden ist seit 21 Jahren Assistant Coach im College von Florida State und damit noch ein Jahr länger im Amt als Seminoles-Cheftrainer Bobby Bowden. Der 52jährige Linebacker-Coach Gladden, der in Tallahassee außerdem für Punt Return und Block Teams verantwortlich ist, war auf Einladung des AFV-NRW und auf Vermittlung von Michael Quack, dem Defensive Coordinator der Cologne Crocodiles für eine Woche in Deutschland. Gladden, dessen prominente Schützlinge Atlanta Falcons-Star Deion Sanders und Marvin Jones, der in der ersten Runde der diesjährigen Copllege-Draft als erster Defense-Aklteur überhaupt von den Jets nach New York geholt wurde, verschaffte sich einen gründlichen ersten Eindruck vom deutschen Football: Außer dem Bundesliga-Spiel Berlin Rebels gegen Köln und den drei Lehrgangstagen beim AFV-NRW besuchte er mehrere Vereins-Trainingsabende.

 

Ball State Cardinals:

Der Coach macht das Rennen

Die Ball State University liegt als einzige Universität der Mid-American Conference in Indiana, die anderen sämtlichst in Ohio und Michigan. Von Bedeutung ist diese Tatsache, weil in den ersten Jahren des Bestehens der Bildungseinrichtung, die seinerzeit noch »Ball State Teachers College« hieß, noch der Nickname »Hoosieroons« benutzt wurde. Doch anders als bei der viel älteren Indiana University in Bloomington, deren Sportteams als »Hoosiers« bekannt sind, wurden die Ball State-Studenten und die Fakultäten in Muncie Ende der zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts ihres Namens überdrüssig. Als wir über die Indiana Hoosiers berichteten (HUDDLE Ausgabe 21/93), vermerkten wir, daß der Name »Hoosiers« einzigartig sei. Das ist heute zumindest so, doch vor 70 Jahren eben nicht ganz. Statt wie in Bloomington auf den Beinamen des Bundesstaates Indiana, »Hoosier State«, weiterhin zu bauen, fand man in Muncie, im Vergleich zu der anderen Universitätsstadt auf der »gegenüberliegenden Seite« von Indianapolis gelegen, daß der ähnliche Name »Hoosieroons« dröge und langweilig sei. Zur Entscheidung kam es 1927, als die Studentenzeitung »The Easterner« das allgemeine Unbehagen auf dem Campus aufgriff und einen Wettbewerb ausschrieb, der zu einem neuen Spitznamen führen sollte. Immerhin stellte die Zeitung einen Preis von 5 Dollar in Gold für den Gewinner zur Verfügung. Witzigerweise kam ein speziell für diesen Wettbewerb eingesetztes Gremium aus neun Studenten nach sorgfältiger Analyse und Prüfung aller Vorschläge zu dem überraschenden Ergebnis, daß kein besserer Name gefunden werden konnte. Vielleicht mißgönnte man einfach auch einem Kommilitonen die goldenen 5 Dollar. Jedenfalls wurden auch die besseren Vorschläge, wie »Indians«, »Ball Players«, »Flying Crimson«, »The Easterners«, »Braves«, »Scrappin’ Teachers« und »Ball Bullets« sämtlichst abgelehnt. Eine Woche nach der Bekanntgabe der Entscheidung der Kommission, sollen Coach Paul »Billy« Williams und Norman C. Wann im Athletik-Büro zusammengesessen und das »Nickname-Dilemma« diskutiert haben. Dabei kamen sie im Gespräch auch auf die Baseball-Vorliebe von Williams, der ein ganz loyaler Fan der St. Louis Cardinals war. Durch eine Bemerkung über das eigentümliche Logo auf den Jerseys der Cardinals, kamen sie zu dem Schluß, daß der Name »Cardinals« vielleicht die Lösung wäre. Williams hat dann schließlich seinen Vorschlag eingebracht und Ball Sate bekam so seinen neuen Nickname »Cardinals« mit einem überwältigenden Sieg bei einer letztendlich durchgeführten Wahl über »Indians«, »Delawares« und dem alten Namen »Hoosieroons«. Zu erwähnen bleibt noch, daß Coach Williams für das Einreichen des Siegernamens eben den schon erwähnten »5-Dollar-Gold-Preis« in Empfang nehmen konnte und daß der Kardinal der Staatsvogel Indianas ist. So gesehen paßt ja der Name dann auch wieder. Allerdings können wir die Tatsache nicht verschweigen, daß der Kardinal auch zum Staatsvogel von Illinois, Kentucky, North Carolina, Ohio, Virginia und West Virginia gekürt wurde. Das ist ja schon ein in Amerika verbreitetes Vögelchen, der Kardinal, oder auch Roter Kardinal (Pyrrhuloxia cardinalis), der zu den begabteren Singvögeln gezählt wird, mithin zu den Finken, den Bunten Finken. Nicht ohne Grund wird der Kardinal auch »Virginische Nachtigall« genannt. Besonders »während der Zeit der Liebe wird das Lied dieses prachtvollen Sängers mit großer Macht vorgetragen«, wie der amerikanische Ornithologe und Publizist französischer Abstammung John James Audubon (1785-1851, für die ganz hartgesottenen) beschreibt, »der Vogel schweigt nur, um Luft zu schöpfen«.

 

Kent State Golden Flashes:

Die Wäscherei verdarb die Farben

Ein reiner Zufall gab den Golden Flashes die noch heute gebräuchlichen Schulfarben »navy blue und gold«. Ursprünglich hatte die 1910 gegründete Uni die Farben »orange« und lila ausgewählt. Aber als nach einem Basketballspiel die Jerseys in die Wäscherei kamen, konnte die Färbung dem heißen Wasser nicht widerstehen. Zauber, Zauber, aus »orange« und »purple« wurde ein tiefes Blau und ein Goldton. Hausfrauen und nicht nur die kennen das Spiel, wenn die Waschhinweise auf den Etiketten nicht sorgfältig genug studiert werden. Da man, übrigens wie auch noch heute sehr weit verbreitet, nur ein sehr knapp kalkuliertes Budget zur Verfügung hatte, konnte man sich in Kent im Bundesstaat Ohio nicht so ohne weiteres eine neue Ausrüstung zulegen. Das Basketballteam war also, mehr oder weniger zwangsläufig, gezwungen, die zufällig entstandenen Farben zu akzeptieren, und mit den »neuen« Uniformen weiterhin zu spielen. Aber, so etwas kommt nun auch nicht alle Tage vor, diese »Zwangsvorgabe« wurde allgemein akzeptiert. Sogar im Gegenteil: Diese neuen Farben fanden außerordentlichen Zuspruch, sodaß die Studentenschaft beschloß, diese Farben als neue Schulfarben offiziell einzuführen. Während die Herkunft der Schulfarben »gesichert« ist, gibt es für den recht ungewöhnlichen Nickname bereits zwei Erklärungen, die sich vielleicht sogar nicht gegenseitig ausschließen müssen. Vor 1926 hatte die Schule, die durch den damaligen Präsidenten John E. McGilvrey geleitet wurde, den Namen »Silver Foxes«. Zu »Silver Foxes«, den Silberfüchsen, zu »Golden Flashes«, den goldenen Blitzen, ist es zwar kein allzu großer, dennoch deutlicher Sprung. Die Erklärung für den früheren Namen ist recht einfach, nannte Präsident McGilvrey doch eine Silberfuchs-Farm, östlich des Campus der Kent State University gelegen, sein eigen. Auf nähere Erläuterungen kann so verzichtet werden. Nach der Entlassung von McGilvrey im Jahr 1926 jedoch war eine der ersten Amtshandlungen des folgenden Präsidenten T. Howard Winter die Durchführung eines Wettbewerbes zur Erlangung eines neuen Schulspitznamens. Damit sich auch möglichst viele an dem Wettbewerb beteiligen, setzte er obendrein noch einen ersten Preis von 25 Dollar aus. Man kann über die Tatsache, daß sofort nach Präsidentenwechsel auch der dem alten Präsidenten verhaftete Name geändert werden sollte, nur mutmaßen. Aber offensichtlich gab es einige Probleme an der State University, die nicht näher an die Öffentlichkeit gezerrt werden sollten. Jedenfalls war das intensive Bemühen, die McGilvrey’schen Füchse vom Türschild zu verdammen, doch sehr deutlich. Bei diesem Wettbewerb wurde der Name »Golden Flashes« als Sieger erkoren, ohne daß ein spezieller Grund für die besondere Wahl genannt werden konnte. Der Name gefiel einfach. Noch rechtzeitig vor der beginnenden Basketball-Saison 1927 wurde der Name »Golden Flashes« von der Studentenschaft und den Fakultäten offiziell eingeführt. So die eine Erklärung. Die andere rührt von Oliver Wolcott, einem früheren Footballspieler, der in den Jahren 1921 und 1922 footballerisch tätig war und später als Herausgeber des Sportteils der Kenter »Courier Tribune« öffentlich die Meinung vertrat, daß der Name »Silver Foxes« zu zart, lahm und langweilig für diese »rauhen« Kent State-Sportler sei. Während der Football-Saison 1927 begann er, den Namen »Golden Flashes« für die Kent State-Teams zu verbreiten. Beide Erklärungen sollen an der Kent State Universität lange Jahre Gegenstand von Diskussionen gewesen sein, welche Erklärung nun genau zutraf. Aber wenn man so will, passen sie ganz gut zusammen. Mitunter laufen ja Entwicklungen parallel, die dann zum gleichen Ziel führen.

 

American Football bei den Goodwill Games in St.Petersburg

IOC-Vize-Präsident Witali Smirnow: »Mir gefällt American Football«

Wenn Witali Smirnow vor 30 Jahren Football gespielt hätte, wäre er wahrscheinlich ein sehr guter Defense-Spieler geworden. Noch heute kann man sich den jungen Witali gut als Footballer vorstellen. Jetzt ist er 185 cm groß mit über 100 Kg Lebendgewicht, allerdings sehr lebhafte 100 Kg. Smirnow studierte in Moskau an der Hochschule für Körperkultur und Sport, spielte früher sehr gut Wasserball. Als Trainer wollte er nicht arbeiten, er wurde viel lieber Funktionär.

 

Das rege Leben der »NAIA« (Teil 1)

Die »Small Colleges« im Verborgenen

Klar, wenn unsere Footballfans über unseren nationalen Horizont schauen, dann schauen sie nach Amerika, in die USA. Wohin auch sonst. Mögen die Leser verzeihen, vielleicht schauen unsere Footballfans, wenn sie über ihren Schatten springen, auch mal nach Deutschland. Doch uns interessiert zumindest hier an dieser Stelle das amerikanische Footballgeschehen. Nummer 1 des Betrachtungszieles ist die NFL und natürlich als jährlicher Höhepunkt der Saison der Super Bowl. Inzwischen wird aber auch immer mehr und immer öfter auf die Collegeszene geachtet, mehr noch, inzwischen gibt es ausgesprochene Collegefans, für die das Höchste ein Liveerlebnis zum Beispiel bei den Seminoles oder Wolverines ist. NCAA I-A heißt die Adresse, weniger im Focus die NCAA I-AA und die Division II und III. Weniger national beachtet, bei uns gänzlich im verborgenen liegen die »small Colleges« der NAIA. Zu gut Deutsch, die Colleges der »National Association of Intercollegiate Athletics« mit ihrer Zentrale in Tulsa, Oklahoma. Doch auch diese Universitäten bieten Interessantes und eine Menge guten Sport.

 

Raiders halten durch

Erneut kein Elway-Comeback für die Denver Broncos

Es war ein Spiel mit recht unterschiedlichen Halbzeiten. In der ersten Halbzeit waren die Gäste überlegen und erspielten sich eine komfortable Führung, vergaßen es aber, »den Sack zuzumachen«. So wurde es zum Schluß noch dramatisch und um ein Haar hätte Denvers QB John Elway wieder eines seiner gefürchteten Comebacks hinbekommen. Ein 53-Yard-Field Goal von Jeff Jaeger 16 Sekunden vor Spielende brachte den Raiders einen knappen, aber verdienten Erfolg.

 

Kostspielige Geschenke

Überraschungserfolge wirbeln Big Ten durcheinander

An der Spitze der Top 25 blieb zwar alles beim alten, insgesamt hatte dieser Spieltag aber einiges zu bieten. Für die beiden »Paukenschläge« des Wochenendes sorgte die Big Ten Conference, wo sich Michigan und Wisconsin eine Woche vor ihrem direkten Aufeinandertreffen kostspielige Ausrutscher leisteten, von denen vor allem der jetzt alleinige Spitzenreiter Ohio State (45:24-Sieger bei Purdue) profitiert.

 

Good-bye, bad-bye?«

Bei Teams und Trainern herrscht Uneinigkeit über den
Nutzen der zusätzlichen »Bye Week«-Regelung

Wenn die NFL-Saison nächstes Wochenende in ihre neunte Woche geht, dann werden sich wieder einmal die Stimmen mehren, die sich gegen die zwei spielfreien Wochenenden jeder Mannschaft in dieser Saison aufgrund der sogenannten »Bye Week«-Regelung richten. Es liegt auf der Hand - für Mannschaften, die zum Beispiel wie die Houston Oilers oder die Kansas City Chiefs gerade ihren Rhythmus gefunden haben, bedeuten zwei spielfreie Wochenenden womöglich einen Einschnitt in ihrer nach oben zeigenden Formkurve. Doch für andere Mannschaften, wie zum Beispiel die Dallas Cowboys am Anfang der Saison, ist die »Bye Week« eine willkommene Verschnaufpause, um die Wunden empfindlicher Niederlagen zu lecken oder die Mannschaft, im Fall der Cowboys die Integration von RB Emmitt Smith, besser aufeinander abzustimmen. Blicken wir also zuerst auf die Mannschaften, die am vergangenen Wochenende die Beine hochstrecken und Kräfte für die kommenden Aufgaben sammeln konnten.

 

Big Plays« entscheidend

Unglückliche Niederlage der Steelers in Cleveland

Über weite Strecken gar nicht einmal schlecht gespielt, und doch verloren, das ist das ernüchternde Fazit bei den Pittsburgh Steelers. Im Duell um Platz 1 in der AFC Central siegten die gastgebenden Cleveland Browns dank einiger sogenannter »Big Plays« mit 28:23. Mann des Tages war dabei RB/KR Eric Metcalf, der gleich zwei Punts der Steelers zu TDs in deren Endzone zurücktrug.

 

Seahawks schlagen Angebote nicht aus

Patriots ohne Drang zur Endzone

Wer so verschwenderisch mit seinen Chancen umgeht, wie die New England Patriots, der darf sich nicht wundern, wenn er die zweitschlechteste Bilanz in der NFL aufweißt. Die Patriots hätten durchaus als Sieger vom Platz gehen können, nein müssen, wären sie in der Lage gewesen, wenigstens einmal den Weg in die Endzone zu finden. Chancen dazu hatten sie genug.

 

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finden Sie in der vorgestellten HUDDLE-Ausgabe