Jahresrückblick 1955

Im Würgegriff der Cleveland Browns

Die Cleveland Browns blieben auch 1955 die Nummer eins in der NFL. Sie zogen zum sechsten Mal in Folge seit ihrem Beitritt zur NFL als Erster der Eastern Conference in das Championship Game ein. Vielleicht wäre es dazu nie gekommen, hätte Head Coach Paul Brown es nicht geschafft, QB Otto Graham zum Rücktritt vom Rücktritt zu bewegen. Graham hatte seine Karriere nämlich nach dem Championship Game der Saison 1954 schon beendet. Mit Graham, der erneut der Top-Passer der Liga war, setzten sich die Browns mit der besten Bilanz aller Teams (9-2-1) gegen die Washington Redskins (8-4) durch. Mit einem neuen Head Coach, den bis dahin unbekannten Sid Gillman, der vom College-Team Cincinnati kam, gewannen die Los Angeles Rams überraschend die Western Conference, mit einem halben Spiel Vorsprung (8-3-1 gegenüber 8-4) vor den Chicago Bears. Aus Sicht der Bears war das besonders bitter, weil sie die Rams in den Punktspielen beide Male besiegt hatten (31:20 und 24:3). Der Genickbrecher war ein 14:53 beim Lokalrivalen Chicago Cardinals am zehnten Spieltag. Die Rams übernahmen mit einem 23:21 bei den Philadelphia Eagles die Tabellenführung. Anschließend gewannen beide ihre letzten zwei Spiele.

Im Finale am 26. Dezember in Los Angeles waren die Rams gegen die Browns dann allerdings chancenlos. Vor der neuen Rekord-Kulisse für ein NFL Championship Game von 85.693 Zuschauern gewannen die Browns mit 38:14. Der überragende Mann war Otto Graham. Er warf zwei Touchdown-Pässe und erlief zwei weitere Touchdowns selbst. Zwar wurden auch drei seiner Pässe abgefangen, die Rams konnten daraus aber kein Kapital schlagen. Auf der anderen Seite fing Clevelands Verteidigung sechs Pässe von Los Angeles' QB Norm Van Brocklin ab, und aus vier dieser Interceptions machten die Browns 24 Punkte. Im ersten Viertel hatten sich die Rams von der eigenen 20- bis an Clevelands 24-Yard-Linie vorgearbeitet, ehe die ersten Interception den Angriff stoppte. Im Gegenzug fiel Lou Grozas 26-Yard-Field-Goal zum 3:0. Im zweiten Viertel erzielte Don Paul mit einem 65-Yard-Interception-Return Clevelands 10:0 und nach dem zwischenzeitlichen 7:10 der Rams (67-Yard-Pass von Van Brocklin auf RB Volney Quinlan) war eine weitere Interception gegen Van Brocklin der Ausgangspunkt von Grahams 50-Yard-Touchdown-Pass auf E Dante Lavelli zum 17:7-Halbzeitstand. Zwei Touchdown-Läufe von Graham, der zweite zum 31:7 nach einer Interception, machten im dritten Viertel dann alles klar.

College-Meister wurde Oklahoma, das alle zehn Regular-Season-Spiele gewann. Das gelang zwar auch Maryland, aber nach einem 20:0 bei Missouri am 5. November verdrängten die Sooners Maryland von Platz eins der AP Top 20, obwohl die Terrapins ebenfalls gewannen (13:0 gegen LSU). Maryland rutschte nach den Spielen vom 19. November sogar noch hinter Michigan State (8-1), dessen einzige Niederlage ein 7:14 bei Michigan im zweiten Spiel war, auf Platz drei ab. In den Bowls bestätigte sich diese Reihenfolge dann. Oklahoma schlug Maryland im Orange Bowl in Miami nach 0:6-Pausen-Rückstand durch zwei Touchdown-Läufe im dritten Viertel und einen 82-Yard-Interception-Return im vierten mit 20:6, während Michigan State im Rose Bowl in Pasadena den Meisterschaftsvierten UCLA mit 17:14 besiegte.

 

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